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12.07.2016

Bürgerversammlung zur Flüchtlingsunterkunft

Besonnene Bürgerversammlung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft

Rund 100 Bürgerinnen und Bürger Kaufungens informierten sich auf der Bürgerversammlung am vergangenen Freitagabend über die geplante Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 30 Asylbewerber in einem Haus auf dem Gelände der DRK-Klinik Kaufungen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Gemeindevertretervorsitzenden Karl Hellmich, berichtete das Team der Flüchtlingshilfe des Landkreises Kassel über die bisher geleistete Arbeit im Bereich Integration von Flüchtlingen und über die bevorstehende Maßnahme in Kaufungen. Jörg Roßberg, Leiter des Fachbereiches Soziales, wies auf das besondere Konzept des Landkreises Kassel hin, die Verteilung selbst und nicht durch Vergabe an Firmen vorzunehmen: „Unser Ziel ist es, viel Normalität in einer unnatürlichen Situation herzustellen.“ Er verwies auf offensichtliche Erfolge bei der Integration von Flüchtlingen, zum Beispiel in Baunatal und Wolfhagen, verschwieg jedoch nicht, dass es eine insgesamt schwierige Aufgabe sei, die nur in Zusammenarbeit mit Unterstützerkreisen vor Ort gelingen könne. Beim Landkreis sei man sehr dankbar für die Vermietung der Unterkunft in Kaufungen durch das Rote Kreuz, da sie in einem sehr guten baulichen Zustand sei und im Hinblick auf die barrierefreie Gestaltung auch für behinderte Menschen geeignet sei. Anfang August werden die neuen Bewohner einziehen, Familien und Einzelreisende gemischt, wie es in allen Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises üblich sei. Im Anschluss an seine Ausführungen stellte sich Isabel Krause, die Hausleitung sowohl für die neue als auch für die bestehende Flüchtlingsunterkunft „Rotte Breite“, vor. Sie berichtete von ihrer Arbeit in Baunatal. Dort konnten bereits in vielfältiger Weise Kontakte zwischen Flüchtlingen und Bevölkerung entstehen, insbesondere durch Praktika, Arbeitsverhältnisse, Sportvereine und Initiativen aller Art. Frau Krause betonte den umfassenden ehrenamtlichen Beitrag und appellierte an die Kaufunger: „Es geht nur mit Ehrenamtlichen und ich bin deshalb auch auf Ihre Unterstützung angewiesen!“

Auf Nachfrage einer Anwohnerin bestätigte Jörg Roßberg, dass die Landkreisverwaltung, insbesondere die Hausleitung vor Ort, Ansprechpartner bei allen zukünftigen Fragen und eventuellen Problemen sein wird. Weitere Fragen aus dem Publikum bezogen sich vor allem darauf, wie man den Flüchtlingen helfen könne. Johannes und Claudia Barth von der Nachbarschaftshilfe Kaufungen stellten bereits entwickelte Ideen vor und sprachen sich für eine enge Zusammenarbeit mit dem Landkreisteam Flüchtlingshilfe aus. In Kaufungen leben zurzeit bereits 64 Flüchtlinge in Wohnungen. Dietlind Meyer, Leiterin der Begegnungsstätte, berichtete von der bestehenden Spracharbeit und von Bemühungen, in Zukunft Kurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule anbieten zu können.

Auch Bürgermeister Arnim Roß wies darauf hin, dass viele Kaufunger Bürgerinnen und Bürger bereits in der Vergangenheit in hohem Maße aktiv beim Thema Flüchtlingshilfe in Lohfelden und Hessisch Lichtenau gewesen seien. „Die Nachbarschaftshilfe, der die Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände, Ehrenamtliche und auch der Familienbeauftragte der Gemeinde angeschlossen sind, bildet hier im Ort eine Plattform, wo Hilfen und Initiativen zusammenlaufen.“ Zusätzlich sei man dabei, im Auftrag der Gemeindevertretung ein Konzept zur Integration zu entwickeln.

Nachdem es in den vergangenen Tagen eine lebhaft und zum Teil unsachlich geführte Diskussion in den sozialen Netzwerken über die Einrichtung der neuen Flüchtlingsunterkunft gegeben hatte, herrschte an diesem Abend erfreulicherweise eine interessierte und offen zugewandte Haltung für die geplante Aufnahme von Menschen aus Krisengebieten.Auch Karl Hellmich freute sich darüber, als er die Versammlung beschloss: „Es ist interessant, wie die geplante Info-Veranstaltung zu einem regen Erfahrungsaustausch wurde - das ist Kaufungen!“