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27.01.2015

Bernd Gieseking zu Gast in Kaufungen

„Es ist eine verrückte Welt, oder?“

Diese Frage stellte Bernd Gieseking in  seinem 21. Jahresrückblick den zahlreichen Zuhörern im Bürgerhaussaal gleich mehrfach an diesem Abend. Und das Jahr 2014 bot schließlich auch genügend Futter für Satire und Komik, Kommentar und Nonsens. Auf der Bühne stand ein großes Plakat mit einer gezeichneten Karikatur: ein frecher, kleine Teufel in Windeln mit einem Schnuller - gezeichnet von seinem Freund Harm Bengen. Der Kabarettist Gieseking stellte den Abend unter dessen Motto „Als das Böse noch klein war ...“, fügte nachdenklich hinzu, dass es heute gar nicht so einfach sei, das Gute und das Böse zu erkennen und ließ das vergangene Jahr unter diesem Aspekt Revue passieren.

Gleich zu Beginn bekamen vermeintlich Böse ihr Fett weg: Bodo Ramelow, Wolf Biermann, Claus Weselsky, „der unbeugsame Mann Bill Bo und seine Bande“ und - mit süffisantem Blick aufs nebenstehende Plakat - der ADAC, „der gelbe Engel, der in Wirklichkeit  ein kleiner Teufel sei“. Nach einer herrlich ironischen Darstellung seiner ersten Fernbusreise mit Präsentation einer Spucktüte mit Dialektaufschriften, wurde es beim nächsten Themenblock etwas ernster. Gieseking fand deutliche Worte gegen Gewalt und Denkverbote, sprach sich für die Meinungsfreiheit in Wort und Bild aus. Ja, es sei eine verrückte Welt, in der „auf Wort mit Mord“ reagiert würde! Kaum ein Ereignis wurde ausgespart, das die Menschen im vergangenen Jahr bewegt hat: PEGIDA-Anhänger, die als patriotische Deutsche noch nicht einmal mehrstrophige Weihnachtslieder singen könnten, die merkwürdigen Sprachforderungen der CSU und auch die Ice-buckett-challenge hatte ihren Platz: „Stellen Sie sich vor, Putin schaut zu, wie halb Deutschland sich Eiskübel über`n Kopp kippt“. Sarkastisch, mit Witz und Ironie kommentierte Gieseking, was ihm in 2014 auffiel und missfiel. Er zählte beim Thema „Steuern“ auch gleich die üblichen Verdächtigen auf: „Hoeneß hatte manchmal das Bruttosozialprodukt von Griechenland zum Spekulieren“, Alice Schwarzer, Theo Sommer - keiner wurde verschont. Und er richtete einen Appell ans Publikum, um ein Zeichen zu setzen und das Gemeinwesen zu stärken: „Lassen Sie uns Steuern zahlen - und das mit großem Vergnügen!“. Ja, es war ein krisenhaftes Jahr und „wenn wir nicht Helene Fischer gehabt hätten, wäre es ganz mies gewesen“.

Gieseking begeisterte zweieinhalb Stunden mit seinem hintergründigen Humor und sorgte ab der ersten Minute für eine gute Stimmung im Saal. Immer wieder stellte er seine ganz eigenen Fragen nach dem Gut und dem Böse, blickte am Ende gespielt selbst nicht mehr richtig durch und hinterließ nicht nur köstlich amüsierte, sondern - angesichts dieser verrückten Welt - auch etwas nachdenkliche Besucher.