Seiteninhalt
22.09.2015

Flüchtlingssituation in Kaufungen

Flüchtlingssituation in Kaufungen: Im Gespräch mit Bürgermeister Arnim Roß

Sie kommen aus Syrien, Afghanistan oder dem Kosovo und haben teils schmerzliche Erfahrungen erlitten: Krieg, Gewalt und Verbrechen. Über tausend Flüchtlinge und Asylbewerber leben derzeit im Landkreis Kassel.

Auch in Kaufungen beschäftigt man sich mit dem Thema. Immer wieder erreichen uns Anfragen von Kaufunger Bürgern: „Wie gestaltet sich die Flüchtlingssituation in Kaufungen? Wie kann man helfen?“. Wir haben mit Bürgermeister Arnim Roß über das Thema gesprochen.

Herr Roß, wie viele Flüchtlinge leben derzeit in Kaufungen und wie kann man mit ihnen Kontakt aufnehmen?

Nach Auskunft des Landkreises Kassel sind derzeit insgesamt 32 Personen in Mietwohnungen in Kaufungen im Rahmen normaler privatrechtlicher Mietverhältnisse untergebracht. Eine Herausgabe von Namen, Adressen oder Anzahl der Mietspersonen ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht gestattet und wird vom Landkreis Kassel zum Schutz der Flüchtlinge nicht durchgeführt. Auch uns als Gemeinde werden diese Daten nicht mitgeteilt.

Die Wohnungen werden von den Flüchtlingen privat angemietet. Der Landkreis Kassel stellt die Miete durch Zahlung der Unterkunftskosten zu hundert Prozent sicher.

Warum gibt es keine Gemeinschaftsunterkunft in Kaufungen?

Grundsätzlich werden die Verteilung der Flüchtlinge und das Suchen von Gemeinschaftsunterkünften durch den Landkreis Kassel gesteuert. Die Errichtung einer Sammelunterkunft in Kaufungen ist seitens des Landkreises derzeit nicht geplant, da es bislang keine geeigneten Räume, Häuser oder Einrichtungen in unserer Gemeinde gibt. Wir stehen aber in engem Kontakt mit den zuständigen Mitarbeitern und unterstützen die Bemühungen für eine dauerhafte Unterbringung der Personen. Hierzu stellen wir Kontakte zwischen dem Landkreis und Eigentümern von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Industrie- und Gewerbehallen her, die ihre Objekte anbieten wollen.

Eine Sammelunterkunft wurde aber ganz in unserer Nähe, im ehemaligen Freizeitheim Rotte Breite (Gemeinde Nieste), eingerichtet. Dort leben derzeit 35 Flüchtlinge und Asylbewerber.

Der Landkreis Kassel ist grundsätzlich an allen Angeboten potentieller Vermieter interessiert, insbesondere für Flüchtlinge, die voraussichtlich nicht kurzfristig abgeschoben werden. Objekte, die die Möglichkeit zur Unterbringung von mindestens 20 Personen bieten (Mehrfamilienhäuser, Gaststätten, o.ä.) würde der Kreis selbst anmieten und als Sammelunterkunft betreiben.

Wie werden die Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften betreut?

Die Flüchtlinge werden von Betreuern unterstützt, die vom Landkreis bezahlt und eingesetzt werden. Je zwei hauptamtliche Betreuer kümmern sich um 100 Personen. Die Betreuung erfolgt dabei in unterschiedlicher Intensität – die Kontakte zu den Flüchtlingen werden in Anzahl und zeitlichem Umfang jeweils individuell angepasst. Seitens des Landkreises werden keine Betreuungsangebote gemacht, die über das Asylbewerberleistungsgesetz hinausgehen.

Gibt es einen Unterstützerkreis für die Flüchtlinge in Kaufungen und diejenigen, die in der Rotte Breite untergebracht sind?

In unserer Gemeinde hat sich die Nachbarschaftshilfe Kaufungen als Unterstützerkreis etabliert und kümmert sich um die Hilfe und Unterstützung von Flüchtlingen. Wir fördern diese Bereitschaft, wo wir können. In der Nachbarschaftshilfe arbeiten die politische Gemeinde, die katholischen und die evangelischen Kirchengemeinden, die Sozialverbände VdK und AWO sowie engagierte Einzelpersonen zusammen. Die Nachbarschaftshilfe arbeitet bezüglich der Betreuung von Flüchtlingen inzwischen auch mit einer Initiative aus dem Bereich der Kommune Niederkaufungen zusammen. Eine Konzentration der Unterstützung von Flüchtlingen in der Nachbarschaftshilfe als Koordinationsplattform hat sich als sinnvoll erwiesen.

Welche Aktivitäten sind geplant und wie kann ich helfen?

Die Nachbarschaftshilfe und die Kommune Niederkaufungen organisieren am 27. September 2015 um 15 Uhr ein „Café der Kulturen“ in der Begegnungsstätte. Hierzu werden alle im Umkreis lebenden Flüchtlinge und Asylbewerber eingeladen. Schön wäre es, wenn auch Kaufunger Bürger dazu kämen.

Außerdem plant das Netzwerk einen „Refugees-Day“. Da werden Flüchtlinge eingeladen, einen Schnuppertag in einem Unternehmen zu verbringen. Vielleicht ergeben sich dadurch wertvolle Kontakte.

Vielen Dank.

Nähere Informationen über die Veranstaltungen und die Möglichkeiten der Mitgestaltung können Sie von Pfarrer Gottfried Bormuth (gbormuth@aol.com), Steffi Welke von der Kommune Niederkaufungen (steffi@kommune-niederkaufungen.de) oder über die Nachbarschaftshilfe Kaufungen (nachbarschaftshilfe-kaufungen@gmx.de/ Tel. 05605- 9139633) erhalten.