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26.01.2016

Kaufungen trauert um ´s Annchen

Kaufungen trauert um „´s Annchen“: Almut Weingart ist im Alter von 66 Jahren verstorben

Sie schaffte mit „´s Annchen“ - die wohl bekannteste Putzfrau „ussem Kaufunger Rodhus“ - eine Kultfigur, die mit liebevoll-ironischer Mundart den typischen nordhessischen Alltag weit über die Grenzen Kaufungens bekannt machte. Am vergangenen Sonntag verstarb Almut Weingart im Alter von 66 Jahren.

„Mit Almut Weingart verliert die Gemeinde Kaufungen eine ihrer engagiertesten und berühmtesten Mitbürgerinnen, die mit ihrem einzigartigen Humor, ihrer Mundart und ihrem großen Engagement für Kaufungen, unvergessen bleiben wird“, sagte Bürgermeister Arnim Roß. „Sie hat Kaufungen sehr bereichert. Tief betroffen haben wir von ihrem Tod erfahren. Wir sind in Gedanken bei ihrer Familie, der wir in dieser schweren Zeit viel Kraft und Zuversicht wünschen.“

Nichts blieb ihrem scharfen Blick verborgen, über alles machte sich Almut Weingart Gedanken. Dabei blickte sie als ´s Annchen in die verstecktesten Winkel der Kaufunger Amtsstuben und brachte in ihren Erzählungen die Menschen bei jeder Gelegenheit zum Lachen. Aber auch ernsthafte Themen beschäftigten Almut Weingart: So recherchierte die gebürtige Helsaerin über Flüchtlinge und Vertriebene im Landkreis Kassel in ihrem Buch „Fremde in der Heimat – Heimat in der Fremde“, das erstmals in 2001 erschienen ist und aus aktuellem Anlass in 2015 neu aufgelegt wurde. Sie führte Interviews mit Betroffenen und schrieb über erlebte Geschichten. Als Autorin wollte sie die Erinnerungen wach halten und jüngere Generationen informieren. Überhaupt lag ihr die Lokalgeschichte sehr am Herzen. 1968 zog sie in die Lossetalgemeinde und verliebte sich schnell in „ihr Kaufungen“. Die Mutter dreier Kinder setzte sich intensiv mit der Kaufunger Historie auseinander und machte sich immer wieder Gedanken darüber, wie man die einzigartige Kaufunger Geschichte beleben und ansprechend gestalten kann. Im Rahmen der 1000-Jahrfeier entwickelte sie gemeinsamen mit Anderen Orts- und Kirchenführungen in Kaufungen und ließ sich als Gästeführerin ausbilden. Bis vor kurzem begleitete sie Touristen- und Besuchergruppen durch Kaufungen und trat während der Nachtwächterführung auch schon mal im Nachthemd gewandet als Frau eines Kuhhirten auf. Sie wusste genau, über welche Schätze Kaufungen verfügt. Ihre Leidenschaft zu mittelalterlichen Gewändern entstand ebenfalls während der 1000-Jahrfeier: Hier betreute sie die Gewandmanufaktur im Jugendheim Windhäuser Straße und stattete viele Kaufunger Bürgerinnen und Bürger mit historischer Kleidung aus.

Auch im Kaufunger Regionalmuseum wird man Almut Weingart schmerzlich vermissen. Regelmäßig führte sie Besuchergruppen durch die Ausstellungsräume und begeisterte jedes Jahr zur Museumsnacht das Publikum mit einem musikalischen Mitternachts-Kabarett.

Neben ihrem Engagement für die gemeindliche Kultur- und Museumsarbeit war Almut Weingart seit vielen Jahren aktiv für den Verein zur Förderung sozialer Einrichtungen in Kaufungen tätig.

 

Foto: Ulrich Ahrend