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08.09.2015

Museumsnacht in Kaufungen

Viele kamen zur Kasseler Museumsnacht und zum Blauen Sonntag nach Kaufungen

Knapp 160 Museumsgänger und Museumsgängerinnen haben zur diesjährigen Kasseler Museumsnacht das Regionalmuseum ‚Alte Schule‘ besucht – eine stattliche Anzahl, wenn man bedenkt, dass der Weg von den Kasseler Einrichtungen nach Kaufungen doch seine Zeit kostet.

Lesung: Alltagsleben in Schulfibeln

Die Ersten kamen schon am Nachmittag und lauschten der Lesung des ehemaligen Grundschulrektors aus Kirchditmold. Helge Tismer gibt nun schon seit fünf Jahren kritische, kurzweilige Einblicke in die Grundschulerziehung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So erzählte er, was den Kaufunger Kindern früher beigebracht wurde. Immer wieder fand der Pädagoge in seiner umfangreichen Schulfibelsammlung Spannendes rund um die Sonderausstellungsthemen des Regionalmuseums „Wer will fleißige Handwerker seh’n?!“. Das interessierte Publikum erinnerte sich an manch eigene Schulstunde und konnte auch den einen oder anderen Spruch mit aufsagen.

Führung, Kino, Kabarett

Im Anschluss an die Themenführung durch die aktuelle Sonderausstellung „Kaufen – Tauschen – Selbermachen: Ernährung im Dorf“ wurden als Auftakt zum Museumskino drei alte Lehrfilme über das Brotbacken (aus der Oberkaufunger Grundschule) gezeigt.

Willi Schaumberg unterhielt in der Mitternachtsveranstaltung mit „Deutscher Dichtung aus Ost und West“. Die Ansichten und Einsichten von Eugen Roth, Heinz Erhard, Erich Kästner oder Goethe wurden schwungvoll musikalisch begleitet von Sabine und Mathias Friedrich und dem engagierten Chor des Publikums.

Die Helsaer Familie, die mit den Grundschulkindern nach 23 Uhr auf dem Heimweg vorbeikam, hielt sich lange noch im Bergwerkstollen und im Klassenzimmer auf, obwohl sie schon seit 15 Uhr durch die Museen gezogen waren. Hier seien die Dinge anschaulich, nahe am eigenen Leben und doch fremd, berichtete der Vater: „Ich glaube, das hat meinen Kindern heute mit am besten gefallen.“

Kaufunger Industriekultur am ‚Blauen Sonntag‘

Am darauffolgenden Sonntag hatten die im Netzwerkindustriekultur Nordhessen (NINO) miteinander verbundenen historischen und zeitgenössischen Industriestandorte ihre Pforten für Interessierte geöffnet. Selbstverständlich war auch das Kaufunger Regionalmuseum mit beiden Standorten dabei. Der Andrang hatte wirklich überrascht. Während die ehrenamtlichen Museumsmitarbeiter am Nachmittag im Rossgang zeitweise parallel Gruppen durch das technische Denkmal führten, sahen sich über 130 Besucher die Alte Schule an.

Eine Premiere war der Ortsrundgang „Kaufungerinnen vor hundert Jahren – eine erste Spurensuche“. Knapp zwanzig Interessierte spazierten mit Petra Kellner und Ulla Merle durch den Ortskern „Ich habe Vieles Erfahren, das ich noch nicht wusste“, so der Tenor vieler Einheimischer. Und die Kasseler Gäste besuchten im Anschluss gleich das Museum: „Ohne den ‚Blauen Sonntag‘ hätte ich die Vielfalt der Kaufunger Industriekultur nie kennengelernt“, sagten Viele - sie wollten wiederkommen.

Schmeckewöhlerchen und Plausch im Café

Samstag und Sonntag boten Inge und Werner Neumann zusammen mit Frau Reinhardt und Frau Riemer den Café-Besuchern nordhessische Gerichte von Anno dazumal an: Arme Ritter und Waffeln, Lindeskaffee, Pellkartoffeln, Wurst- und Fettenbrot. Das Museumsteam hatte sich gefreut, an beiden Veranstaltungstagen viele Bekannte wiederzusehen, die das Haus seit Jahren unterstützen. Die einheimischen Gäste versorgten beim gemütlichen Plausch die Auswärtigen mit Informationen über die weiteren Sehenswürdigkeiten des Ortes.

„Zahlreiche Besucher haben an diesem Wochenende einen guten Eindruck von den Kaufunger Museen bekommen“, freute sich Museumsleiterin Ulla Merle. „Ein herzlicher Dank an die ehrenamtlichen Mitstreiter und Mitstreiterinnen für ihren Einsatz.“