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29.08.2011

Die Gerichtslinde in Niederkaufungen


Historischer Ort neu belebt: Die Gerichtslinde in Niederkaufungen


Fast ein ganzes Jahr feiert Kaufungen nun schon seinen 1000. Geburtstag. Doch bereits vor 25 Jahren wurde in der Lossegemeinde groß gefeiert: der 975. Geburtstag. Am 5. September 1986 war der 1. Kaufunger Dorftag in Niederkaufungen. Anlässlich dieses Ereignisses spendete die Kreissparkasse Kaufungen (heute Kasseler Sparkasse) dem Ortsteil eine Linde, die auf dem Dorfplatz beim heutigen Backhaus gepflanzt wurde, nebst einer dazugehörigen Sitzgruppe.
Der damalige Bürgermeister Gerhard Iske betonte in seiner Ansprache anlässlich der Pflanzung, dass der Überlieferung nach an dieser Stelle wohl die alte Dorf- und Gerichtslinde gestanden habe. Hier fand gewöhnlich das sogenannte „Niedergericht“ statt, das mehr nach altem Gewohnheitsrecht Recht sprach und als ungeschriebenes Gesetz von Generation zu Generation tradiert wurde.
Mächtige frei stehende Eichen und in Dörfern vor allem Linden waren seit alters her beliebte Gerichtsorte, wo Verfahren öffentlich verhandelt wurden, auch Verurteilungen wurden vor einem sensationslüsternen Publikum vollstreckt, vom Pranger bis hin zu Hinrichtungen, die vermutlich in Kaufungen jedoch nicht stattfanden. In einigen Orten in Hessen sind auch noch die Gerichtsbänke bei den „Gerichtslinden“ erhalten. Eine Reminiszenz an diese alten Tage ist die Sitzgruppe der Sparkasse.
Der Gerichtstag, das Rügegericht, fand unter Vorsitz des Greben und einiger Schöffen statt. Geahndet wurden kleinere Vergehen wie Nachbarschaftsstreitigkeiten und Beleidigungen, sowie Wegeausbesserungen und Nachtwächtereinstellungen und vieles mehr. Mehr zum Gerichtswesen in früheren Zeiten kann man auch demnächst in einem Aufsatz von Susanne Schmidt-Osterberg in der Chronik nachlesen, die in einigen Wochen erscheinen wird und die anlässlich der 1000-Jahrfeier unter Mitarbeit zahlreicher Kaufunger Bürgerinnen und Bürger sowie Historikern erarbeitet worden ist.
Irgendwann wurde die alte Linde abgesägt und stattdessen eine Schmiede gebaut.
Durch den Neubau des Backhauses 1992 und die Linde mit Sitzgruppe ist ein neuer Dorfplatz entstanden, der zum Feiern und Verweilen einlädt.