»Wir sind Kunigundengemeinde!« - Kaufungen erhält offiziell den Namenszusatz
Es ist offiziell: Kaufungen darf sich ab sofort „Kunigundengemeinde“ nennen. In einem feierlichen Rahmen überreichte der Hessische Innenminister Roman Poseck am heutigen Samstag persönlich das Namensrecht – ein bedeutender Meilenstein für die Lossetalgemeinde.
Kommunalminister Roman Poseck sagte anlässlich der Verleihung der Zusatzbezeichnung: „Kaufungen ist untrennbar mit Kaiserin Kunigunde von Luxemburg verbunden. So besuchte die Kaiserin die Gemeinde wiederholt und schenkte ihr ein Kloster und eine heute überregional bekannte Stiftskirche, die dieses Jahr 1.000 Jahre alt wird. Die Kaiserin, die gemeinsam mit ihrem Mann Kaiser Heinrich II. Verantwortung in der Königsherrschaft trug und Frieden vorlebte, prägte die Entwicklung von Kaufungen nachhaltig. Nach dem Ende ihrer reisenden Herrschaft wählte sie Kaufungen sogar als dauerhaften Wohnsitz.
Das Andenken an Kunigunde wird von der Kaufunger Gemeinschaft bis heute aktiv gepflegt und mit Leben gefüllt. So gestaltet beispielsweise die Kirchengemeinde den ,Kunigundentag‘. Darüber hinaus initiierte der Förderverein Stiftskirche eine Erinnerungsstatue. Zudem nehmen sich viele bürgerschaftliche Initiativen wie der Förderverein Stiftskirche oder die Laufgemeinschaft Kaufungen mit dem ,Kunigundenlauf‘ die Kaiserin als Ausgangspunkt oder Impulsgeberin ihrer Aktivitäten. Auch die Verantwortlichen der Gemeinde haben es sich seit jeher zur Aufgabe gemacht, das historische Erbe um Kunigunde zu wahren, zum Beispiel mit dem gemeindlichen Wappen oder dem Regionalmuseum. Damit erfüllt Kaufungen als 65 Kommune hessenweit die Voraussetzungen, einen Namenszusatz führen zu dürfen und darf sich nun stolz ,Kunigundengemeinde‘ nennen. Der neue Namenszusatz wird die Identifikation mit Kaufungen und den Zusammenhalt in der Gemeinde weiter stärken. Dazu gratuliere ich herzlich. Allen, die sich für das Gedenken an Kaiserin Kunigunde einbringen, danke ich für ihren Einsatz für eine starke kommunale Identität.“
Bürgermeister Arnim Roß nahm die Auszeichnung mit Stolz entgegen:
„Der Namenszusatz verleiht Kaufungen im Jahr des 1000. Geburtstags der Stiftskirche eine besondere Strahlkraft und rückt die enge historische Verbindung zur Kaiserin Kunigunde noch stärker in den Fokus.“
Historisch fundiert und politisch einstimmig beschlossen
Der Antrag auf den Namenszusatz wurde vor eineinhalb Jahren durch den Gemeindevorstand initiiert. Fachlich beraten wurde die Gemeinde dabei von Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, renommierte Historikerin und Expertin für mittelalterliche Geschichte. Die umfangreiche Bewerbung – acht Seiten voller historischer Bezüge, Hintergründe und Quellen – fand beim Hessischen Staatsarchiv Marburg große Anerkennung: In einem offiziellen Gutachten empfahl das Archiv die Namensverleihung als Ausdruck eines besonderen Alleinstellungsmerkmals.
Auch politisch stieß das Vorhaben auf breite Zustimmung: Alle Gremien der Gemeinde standen geschlossen hinter dem Antrag.
Ein starkes Zeichen – für Geschichte und Gleichberechtigung
Mit dem Titel „Kunigundengemeinde“ geht Kaufungen einen in Hessen bislang einzigartigen Weg: Von den 421 Städten und Gemeinden des Bundeslandes ist Kaufungen die erste Kommune, die eine Zusatzbezeichnung zu Ehren einer Frau trägt. „Kaufungen übernimmt damit eine Vorreiterrolle: Wir rücken eine historische Frauengestalt ins Zentrum, die prägend für die Geschichte und Entwicklung Kaufungens ist“, so Bürgermeister Roß. Kunigunde war nicht nur die Frau an der Seite Heinrichs II., sondern eine selbstständige Herrscherin mit Weitblick, politischer Verantwortung und sozialem Engagement.
Kunigunde und Kaufungen – eine besondere Verbindung
Die Geschichte der Gemeinde ist untrennbar mit Kaiserin Kunigunde von Lützelburg (980–1033) verbunden. Gemeinsam mit Heinrich II. gründete sie in Kaufungen ein Kloster und ließ die heute überregional bekannte Stiftskirche errichten. Besonders bemerkenswert: Nach dem Tod ihres Mannes zog sich Kunigunde in das Kloster zurück und lebte dort acht Jahre lang als einfache Nonne – ein Ausdruck tiefer Spiritualität und Bescheidenheit.
„Die Verbindung zwischen Kunigunde und Kaufungen ist sowohl in der Ortsgeschichte als auch im kulturellen Leben bis heute lebendig“, unterstrich Bürgermeister Roß. Von der Stiftskirche über die Stiftsweihnacht bis hin zu Kunigunde-Straßen, -Wanderwegen und einer gleichnamigen Bar: Die Präsenz der Kaiserin ist im Alltag der Gemeinde spürbar.
Feierlicher Empfang – mit Musik und Mini-Schildern
Die feierliche Verleihung im Rathausfoyer wurde musikalisch von der Musikschule Söhre-Kaufunger Wald umrahmt. Weil die neuen Ortsschilder noch nicht geliefert waren, erhielten alle Gäste ein kleines Andenken: Miniatur-Ortsschilder als Kühlschrankmagneten mit dem neuen Namenszusatz – ein kreatives Symbol für ein neues Kapitel in der Geschichte Kaufungens.