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25.03.2014

A44: Verkehrsminister besucht Kaufungen

Al-Wazir zu Besuch in Kaufungen: „Setze auf Transparenz und offenen Dialog“

 

 

Bei seinem Informationsbesuch in der Gemeinde Kaufungen hat der Hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir vergangene Woche die vorläufigen Pläne zum Stand der A44-Bauarbeiten für den Abschnitt Helsa-Kaufungen bekannt gemacht. „Dies ist allerdings erst ein Zwischenstand und noch nicht die endgültige Planung“, betonte der Minister vor knapp 100 Gästen in der Kaufunger Haferbachhalle, darunter die Bürgermeister der Gemeinden Kaufungen, Helsa und Niestetal (Arnim Roß, Tilo Küthe und Andreas Siebert), Kassels Stadtbaurat Christof Nolda, Bundes- und Landtagsabgeordnete, Kommunalpolitiker und Vertreter von Bürgerinitiativen. Zuvor wurde der Minister von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern vor der Haferbachhalle empfangen, die ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Autobahnbau durch Plakate und Banner zum Ausdruck brachten. Ins Gespräch kam Al-Wazir auch mit dem Kaufunger Künstler Pitto (Peter Hallberg), der zurzeit mit seiner Kunstaktion „Die Schneise“ symbolträchtig auf die Zerstörung des Waldes durch den Autobahnbau aufmerksam macht.

 

„Es ist ein gewisses Wagnis, etwas vorzustellen, was noch nicht genehmigt ist“, sagte der Minister zu Beginn der Konferenz. Aber er wolle einen neuen Weg fahren und in einen offenen Dialog mit den betroffenen Gemeinden gehen. Schließlich habe er bereits zu Beginn seiner Amtszeit zahlreiche Briefe aus der Gemeinde Kaufungen zum Thema A44 erhalten. Die vorläufige Planung zur VKE11 (Abschnitt Helsa-Kaufungen) wurde von Ralf Struif, Fachplaner der Straßenbehörde Hessen Mobil, vorgestellt. „Im Gegensatz zu der ersten Planung aus 2006 haben wir im jetzigen Entwurf aktive Lärmschutzmaßnahmen zwischen Ober- und Niederkaufungen

vorgesehen“, informierte Struif. Eine Höhe von etwa 4,50 Meter sollen die durchgehenden Lärmschutzwände erreichen. Im Bereich der Dautenbachbrücke wird auf eine dritte, zusätzliche Fahrspur bergauf verzichtet, damit an dieser Stelle die Natureingriffe reduziert werden. Die Altplanung sah hier vor, im Bereich vor Oberkaufungen die Fahrbahn mit drei Spuren bergauf auszustatten. „Außerdem haben wir in diesem Bereich eine Grünbrücke eingeplant.“ Der Trinkwasserbrunnen an der Kohlenstraße soll erhalten bleiben. An der Planung, die Anschlussstelle Kassel-Ost zu einem Autobahndreieck umzufunktionieren, hält die Straßenbehörde auch weiterhin fest. Geplant ist, die Anschlussstelle Kaufungen in Richtung Niederkaufungen zu verlegen. Dabei sollen zwei Kreisel an der Autobahnabfahrt das Gewerbegebiet Papierfabrik und die B7 anschließen. Nach eingehender Kritik habe man sich um alternative Vorschläge (z.B. Kreisverkehr vor Papierfabrik) bemüht, sagte Fachplaner Struif, allerdings gelten in diesem Bereich andere naturschutzrechtliche Richtlinien, da es FFH-Gebiet (Flora, Fauna, Habitat) sei. Über die Problematik des B7-Rückbaus und des daraus resultierenden Umleitungsverkehrs durch die Ortslagen von Kaufungen und Helsa kommentierte der Planer: „Im Vergleich zu anderen Umleitungsstrecken ist die Kreisstraße 7 zwischen Kaufungen und Helsa als Umleitungsstraße hinnehmbar.“ Nach den vorläufigen Planungen sollen verschiedene Abschnitte der Bundesstraße 7 (zum Beispiel zwischen Helsa und Kunstmühle) mit der A44-Trasse überbaut werden. Damit fällt in diesem Bereich die B7 weg. Um Helsa herum bleibt die B7 aber erhalten. Struif erläuterte, dass im Falle einer Tunnelsperrung die B7 um Helsa als Umleitungsstrecke geplant sei. Damit würde der Umleitungsverkehr bei Tunnelsperrungen nicht durch die Ortslagen rollen. Auch während der Bauzeit der A44 wird die Bundesstraße weiterhin befahrbar sein. Im Bereich der Lossewiesen (Niederkaufungen) soll ein Brückenbauwerk (circa 87 Meter lang) die Losse überqueren. Die frühere Planung sah hier den Bau eines Trogs vor.

 

Die geänderten Planungen liegen seit 2012 beim Bundesverkehrsministerium in Berlin und Bonn vor. Wenn der Bund zustimme, so Al-Wazir, sollen Gespräche mit den Gemeinden über die Pläne geführt werden. Erst dann solle das förmliche Planfeststellungsverfahren weiter geführt werden. Wann das passiere, sei jedoch nicht abzuschätzen. „Bauherr ist der Bund, da haben wir wenig Einflussmöglichkeiten.“

 

Positiv steht Bürgermeister Arnim Roß dem Besuch von Verkehrsminister Al-Wazir gegenüber. „Wir haben zwar von den Planern nichts überraschend Neues gehört, aber das wir überhaupt eingebunden und angehört werden, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der Verwaltungschef während der Konferenz. Man erwarte nun, dass die betroffenen Gemeinden auch weiterhin an dem Prozess beteiligt werden und man sich „auf Augenhöhe begegne“. Roß weiter: „Die lange Planungsphase der A44 behindert schon seit vielen Jahren die Entwicklung unserer Gemeinde." Daher solle der Druck auf den Bund erhöht werden, um endlich Klarheit zu bekommen. Der Verwaltungschef begrüßte den Erhalt des Trinkwasserbrunnens Kohlenstraße. Damit werde die Kaufunger Trinkwasserversorgung für Jahrzehnte gesichert. Positiv sei auch, dass die Pläne nun endlich aktiven Lärmschutz an der Strecke vorsehen. In beiden Fällen habe sich die Gemeinde mit ihren Forderungen offenbar durchgesetzt. Das sei ein klarer Erfolg der Einwendungen der Bürger und der Gemeinde von 2006 sowie der Gespräche der vergangenen zwei Jahre. Allerdings müsse das alles noch im Detail geprüft werden, sobald man die Pläne vorliegen habe. Bei dem Besuch seien sie ja lediglich präsentiert worden. Ferner forderte Roß den Erhalt einer Ortsumgehung für Schleich- und Umleitungsverkehr sowie der Autobahnanschlussstelle Kassel-Ost in Papierfabrik. Letzteres sei für die Entwicklung des Kaufunger Gewerbegebietes, das auch für die Region bedeutend ist, wesentlich. Hier befinde sich die Gemeinde in Übereinstimmung mit den ansässigen Firmen.

 

Auch Kassels Stadtbaurat Nolda forderte den Minister auf, Kontakt mit dem Bundesverkehrsministerium aufzunehmen. „Der Bund muss endlich Stellung beziehen, die Zwischenphase dauert schon viel zu lang“, kritisierte Nolda. Deshalb musste auch die Stadt Kassel viele Nachteile, zum Beispiel im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes, einstecken. Al-Wazir nahm die Einwände und Kritiken auf und versprach: „Das ist der Beginn eines offenen Dialogs.“

 

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