Der Konzertflügel - Musik- oder Turngerät? Stenzel & Kivits begeisterten beim Schlussakkord zum Stiftssommer 2024
Im Rahmen des Kaufunger Stiftssommers 2024 traten am letzten Samstag „Stenzel und Kivits“ mit ihrem Programm „The Flying Concert“ bei schönstem Sommerabendwetter im Stiftshof auf.
Zu Beginn wurden erst einmal die Hausregeln durch die Akteure verkündet, zu denen u.a. Handys ausschalten und „auf keinen Fall die Artisten füttern“ gehörte, wodurch Stenzel und Kivits dem Publikum des ausverkauften Konzerts erste Lacher entlockten.
In diesem Stil ging es weiter, so konnte der Pianist Kivits im Eifer seinen Kollegen Stenzel sichtlich von der Bühne herunter spielen, samt dem halben Flügel, der über den Bühnenrand hing. Erstem Erschrecken der Zuhörenden und –sehenden wirkte Stenzel entgegen, indem er erklärte, dass man sich keine Sorgen zu machen brauchte: „das gehört zum Programm“. Andererseits fegte das gewaltige Stimmvolumen des Tenors Stenzel den Pianisten Kivits von seinem Klavierhocker. Nach und nach stellte sich die Frage, ob die Akteure brillante Musiker mit komischem Talent sind oder Comedians, die hervorragend musizieren können. Der Übergang war fließend und riss die Anwesenden mit. Das Musikgenre wechselten von klassischer Musik, bei der Stenzel und Kivits sich als Musikarchäologen outeten und ihre Erkenntnisse, dass z.B. die 4. und die 5. Sinfonie von Beethoven übereinander abgespielt, die 9. Sinfonie Beethovens ergab, zu einem Duett mit dem verstorbenen Country-Sänger Jonny Cash, der anhand eines selbst gebauten Dummys seinen Teil dazu beitrug. Den Zuschauern fiel es nicht leicht, kurze Applaussequenzen in die Darbietungen einzuflechten, da schnelle und vor allem überraschende Wechsel im Programm kaum Zeit zum Verschnaufen zwischen Gespannt sein, Lachen und Applaudieren, ließen. Im Fokus stand immer das Zusammenspiel Kivits als fantastischem Klaviervirtuosen und Stenzel, dem brillanten Tenor, das die Anwesenden begeisterte.
Daneben stand die Wendigkeit, mit der die Vortragenden ihre Bühne samt Instrumenten umbauten. So erlebten die Gäste mit, wie ein Konzertflügel nicht nur auf drei Beinen stehend bespielt werden kann, sondern auch liegend oder auf dem Kopf stehend. Eingeflochten in verbale und musikalische Vorträge fesselte es alle Anwesenden.
Eines der zahlreichen Highlights war „Special-Playing-Opera“. Ein glänzendes Nudelsieb macht sogleich aus Stenzel Don Quichotte und Kivits zu Sancho Panza, mittels eines schwarzen Schlapphutes. Doch auch die Gäste hatten ihren Part bei der Oper zu spielen, mussten sie doch mit über den Kopf gestreckten Armen die kleine Windmühle weitergeben und dabei noch versuchen, den von Stenzel/Don Quichotte verschossenen Wattekugeln auszuweichen. Als Stenzels Ruf: „ich brauche ein Pferd“ ertönte, wurde der Flügel wiederum auf die Seite gelegt, Kivits/Sancho Panza spielte auf einem Schaukelpferd sitzend, während Stenzel/Don Quichotte den Flügel erklomm, um stolz oben auf seiner „Rosinante“ , zu sitzen. Laute Pfiffe der Begeisterung und frenetischer Applaus rundeten diese „komische Oper“ ab.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es mit einem Rekordversuch weiter, die Künstler Stenzel und Kivits stellten sich der Herausforderung, eine Arie in „einer“ Minute zu spielen und zu singen. Mit dem Ergebnis, dass die Noten des Tenors in Flammen aufgingen und obwohl der Rekordversuch gescheitert war, die Anwesenden einen großen Spaß hatten und dies nach einer Zugabe mit lang anhaltendem Applaus honorierten, ging auch diese Veranstaltung des Kaufunger Stiftssommers zu Ende.
Der Konzertflügel wurde von Stenzel und Kivits fast zärtlich auf ein Kissen gebettet und mit einer Decke, die das Konterfei des großen Komponisten Ludwig van Beethoven zierte, zugedeckt und bald danach wurde es wieder still im Stiftshof.
(noh)