Der Natur mehr Freiheit lassen: Infoveranstaltung zum Vorgarten lockte über 60 Interessierte an
Der kalendarische Frühlingsanfang ist nicht mehr allzu weit entfernt und der Garten erwacht langsam aus seinem Winterschlaf. Für über 60 Interessierte war es genau der richtige Zeitpunkt, um sich wertvolle Tipps zur Gestaltung und Pflege des eigenen Vorgartens zu holen. Manche kamen auch schon mit dem Vorhaben, ihren eigenen Vorgarten umgestalten zu wollen: Insekten- und klimafreundlicher. So wie Beate Scharkowski aus Bettenhausen: „Wir sind Gartenneulinge und blühen darin richtig auf, nun wollen wir uns informieren, wie wir die Artenvielfalt in unserem Garten vergrößern können.“
Initiiert wurde die Veranstaltung vom Eigenbetrieb der Gemeinde Kaufungen im Rahmen des Wettbewerbs „Vorgarten mit Zukunft“. Bürgermeister Arnim Roß zeigte sich erfreut über die große Resonanz: „Mit so vielen Zuhörerinnen und Zuhörern hatten wir nicht gerechnet, schön, dass das Interesse so groß ist.“ Der Verwaltungschef betonte, worum es geht: „Wir wollen mit dem Projekt Anreize schaffen, versiegelte Vorgärten zu entsiegeln, aber auch Beispiele von bereits vorbildlich gestalteten Vorgärten hervorheben.“ Susanne Schmidt-Osterberg, kaufmännische Leiterin des Eigenbetriebs und Initiatorin des Projektes ergänzte: „Viele Vorgartenbesitzer*innen haben in den letzten Jahren ihre Vorgärten mit Schottersteinen versiegelt, in der Hoffnung, diese pflegeleichter zu gestalten“, bedauert Schmidt-Osterberg, „aber oft fehlt es einfach an Informationen, wie man seinen Garten naturnah, schön, aber auch pflegeleicht gestalten kann.“ Das wolle man nun nachholen. Eingeladen war dafür Fachexperte Markus Thürmer, Ausbildungsleiter im Bereich Garten- und Landschaftsbau bei der Gemeinnützigen Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel mbH (AGIL). Er gab in seinem Vortrag wichtige Tipps zur Pflanzenauswahl, zur Optimierung des Bodens und zur Herangehensweise für eine nachhaltige und funktionierende Gartengestaltung.
„Ein Vorgarten ist nicht nur eine Wegefläche oder ein Grenzstreifen vor dem Haus – er ist auch Bühne, Kontaktraum und Visitenkarte zugleich“, betonte Thürmer. Die Vorbereitung und Planung für einen naturnahen Garten fange zunächst damit an zu klären, welche Nutzung und Vorlieben man umsetzen wolle. Anschließend gehe es dann in die Feinplanung mit Strukturierung, Pflanzung und Ansaat. „Dabei sind Steine im Garten per se nichts Schlechtes“, machte der Experte deutlich. Zur Gestaltung von Wegen, kleinen Ruhezonen und Begrenzungen seien sie bestens geeignet.
Wer seinen Garten darüber hinaus zum Grünen und Blühen bringen und trotzdem wenig Zeit in die Pflege stecken möchte, dem empfahl Thürmer Stauden Mischpflanzungen, wie der „Thüringer Blütensaum“, die es bereits fertig zusammengestellt zu kaufen gibt. „Das ist eine prima Sache für Einsteiger bei Staudenpflanzen, weil sie einen geringen Pflegeaufwand benötigen und mehrjährig erprobt sowie ökologisch ausgewogen sind.“ Das Schöne darüber hinaus sei, so der Gartenexperte weiter, dass sie jedes Jahr ein bisschen anders aussehen.
Vor der Pflanzung muss der Fokus jedoch zunächst auf die Verbesserung des Bodens gelegt werden, um den Stauden das Wachsen und Gedeihen zu ermöglichen. Denn Staudenpflanzen benötigen bei normalen Böden eine Humusanreicherung und mineralisches Magersubstrat. Außerdem, so Thürmer weiter, sei es wichtig, den Boden im Vorfeld gut aufzulockern und Wurzelwildkräuter aus der Erde vollständig zu entfernen.
Anhand von Praxisbeispielen aus der eigenen Arbeit zeigte der Experte praktikable Strategien für den Rück- bzw. Umbau von Schottergärten auf und demonstrierte, wie sich schmucklose Rasenflächen zu blühenden und vegetativen Oasen verwandeln können. Und das Beste daran: Die Pflege ist ganz einfach. „Einmal im Frühjahr mit dem Rasenmäher auf hoher Stufe über die Staudenpflanzen mähen, die Überreste entfernen und fertig“, versicherte Thürmer. Er entließ die Zuhörerinnen und Zuhörern mit dem Tipp, das gepflegte Chaos im Vorgarten ruhig auch mal zu zulassen und so zu tun, als ob es so gewollt sei. „Das ist die gärtnerische Kunst“, schmunzelte der Referent, „lassen sie der Natur mehr Freiheit.“
Zuhörerin Sabine Haase aus Vellmar war dankbar über die vielen Tipps und Anregungen aus der Praxis: „Ich habe jetzt eine Vorstellung, wie ich meine Rasenfläche umgestalten möchte, damit es auch dort so summt und brummt, wie im restlichen Teil meines Gartens.“
Als eine von zehn glücklichen Gewinnern ging sie mit einem Insektenhotel nach Hause, das vom Eigenbetrieb der Gemeinde Kaufungen gesponsert und im Rahmen der Veranstaltung verlost wurde.
Haben Sie bereits einen Vorgarten, in dem es summt und brummt oder möchten Sie Ihren Vorgarten umgestalten, sodass ein Lebensraum für Insekten und Kleintiere entsteht? Dann melden Sie sich bis zum 1. April 2023 beim Wettbewerb „Vorgarten mit Zukunft“ an. Auf Sie warten Preise in Höhe von bis zu 3.000 Euro. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.kaufungen.eu/Rathaus-Politik/Klimaschutz-Energie/Wettbewerb-Vorgarten-mit-Zukunft-/ .