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15.08.2024

Erinnerung als Friedensarbeit - Gedenkveranstaltung nach Arbeitseinsatz auf Friedhof

Zu einer bewegenden Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte des Oberkaufunger Friedhofs luden heute 24 Jugendliche der internationalen Jugendbegegnung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ein. Unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden hatten sich die Teilnehmer aus Deutschland, Großbritannien, Polen, Portugal, Rumänien, Türkei Ukraine und Ungarn in den vergangenen zwei Wochen mit der Rolle der Region im Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt. Sie besuchten Gedenkorte, nahmen an einer Bunkerführung in Kassel teil und lernten sich in gemeinsamen Workshops sowie bei Unternehmungen persönlich kennen. Zusätzlich leisteten die jungen Menschen eine praktische Friedensarbeit, indem sie die Kriegsgräber auf dem Oberkaufunger Friedhof pflegten – die Steine wurden mit Bürsten geschrubbt, Grabstellen gesäubert, Unkraut auf dem Gelände herausgezupft.

Höhepunkt der Jugendbegegnung war zweifellos die Gedenkveranstaltung, an der Landrat Andreas Siebert, der Erste Beigeordnete Stefan Röttger sowie Vertreter des Gemeindevorstands und zahlreiche Interessierte teilnahmen. „Ich möchte mich ausdrücklich für Euren Einsatz zum Erhalt von Frieden und Demokratie bedanken“, wandte sich Röttger an die Teilnehmer der Begegnung, „Ihr habt nicht nur praktisch Hand angelegt und die Gräber gepflegt, sondern Ihr habt auch studiert, wer die Opfer waren, warum sie gestorben sind und was sie hierhin geführt hat, denn ein Drittel der Gräber trägt ausländische Namen.“ Nur wer Geschichte kenne, rede darüber und lerne für die Zukunft. Gemeinsam mit Menschen aus den Nachbarländern über Geschichte und Leben nachzudenken, sei ein Beitrag zu einem einigen Europa.

Landrat Andreas Siebert erinnerte daran, dass politisch Verantwortliche gemeinsam mit dem Volksbund zusammen arbeiten und die Erinnerungskultur als ständige Mahnung für den Frieden wachhalten müssen. Gedenkveranstaltungen wie der Volkstrauertag und Begegnungen wie diese seien wertvoll, gerade, wenn die Generation der Zeitzeugen nicht mehr so zahlreich unter uns lebe. „Angesichts der heutigen Weltsituation macht es mich froh und gibt mir Hoffnung für die Zukunft, die Arbeit dieser jungen Menschen zu würdigen – Wir brauchen Sie zur Bewahrung des Friedens in Europa“, zeigte sich Siebert in seiner Begrüßungsrede dankbar.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung brachten die Jugendlichen ihr Anliegen auf verschiedene Weise zum Ausdruck und auch ihre Betroffenheit, da viele der gefallenen Soldaten der Kriegsgräberstätte im gleichen Alter waren wie sie selbst. Anya aus Wales trug ein langes, selbst verfasstes Gedicht über Schmerz und Verlust, Respekt und Liebe vor: „Die Erde bewegt sich immer vorwärts, warum gehen wir dann rückwärts? Aus der Vergangenheit lernen, die Gegenwart bewahren, die Zukunft schützen.“ Es sind Worte, die nachdenklich machen an diesem Vormittag auf dem Friedhof. Antonia aus Rumänien verstärkte den dichten Moment mit ihrer Version des Liedes „No peace“ von Sam Smith, das von Gefühlen des Verlustes handelt. Im Anschluss teilten Beni aus Ungarn und Anya aus Wales ihre Erfahrungen während des zweiwöchigen Camps in Kaufungen mit den Besucherinnen und Besuchern. Sie berichteten von der eindrucksvollen Natur, der freundlichen Nachbarschaft, von Ausflügen und Besuchen: „Unsere Teamleiterinnen und Teamleiter haben uns durch eine Reise des Lernens, Hörens und Verstehens geführt. Wir hatten eine wunderbare Zeit und haben viel über andere und uns selbst erfahren.“ Die Arbeit, die sie auf dem Kaufunger Friedhof geleistet haben, werde sie ihr ganzes Leben lang begleiten.

Nach einem weiteren Chorlied überbrachten die Jugendlichen jeweils einzeln ihre Friedensideen, die auf einem Transparent zusammengefasst wurden. Das offizielle Totengedenken wurde von ihnen in den unterschiedlichen Sprachen ihrer Heimatländer vorgetragen, gefolgt von einer Schweigeminute.

Die Internationale Jugend- und Bildungsarbeit zählt als ein Schwerpunkt zu den Aufgabengebieten des Volksbundes. Dass das diesjährige Jugendcamp in Kaufungen zur gegenseitigen Verständigung beigetragen hat, lässt sich am besten durch die Abschlussworte der jungen Menschen verdeutlichen: „Wir hoffen, dass sich unsere Ideen von Freiheit und Frieden verbreiten und sowohl von dieser als auch von zukünftigen Generationen verstanden werden.“