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07.11.2022

Für viele Kaufunger*innen eine Herzensangelegenheit: 17. Mahnwache mit 40 Menschen, die Zeichen für Frieden und Solidarität setzen

Seit Beginn des Ukrainekrieges kommen Hannelore Grote, Gerlinde Noll, Marianne Sell und Waltraud Goßmann aus Kaufungen regelmäßig auf den Rathausvorplatz, um mit Kerzenlicht in den Händen haltend ihre Stimme für den Frieden zu erheben. „Bei einer einzigen Mahnwache haben wir gefehlt, ansonsten sind wir immer da“, sagt Marianne Sell, der es sichtlich eine Herzensangelegenheit ist, ihre Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine zu zeigen. Und sie ist dabei nicht allein: Auch wenn nach der anfänglichen Bestürzung über den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine inzwischen ein Stück Alltag eingekehrt ist und der Krieg trauriger Bestandteil der täglichen Meldungen geworden ist, waren auch bei dieser Mahnwache am ersten Freitag im November, der inzwischen 17., 40 Bürger*innen vor Ort, um ein Zeichen für Frieden, Solidarität und Menschenrechte zu setzen.

Pfarrer Andres Synofzik eröffnete das Zusammenkommen mit einem Friedenslied und richtete danach das Wort an die Zuhörer*innen: „Wir zeigen symbolisch mit unseren Lichtern, die wir hier in den Händen halten, dass wir diesem Krieg etwas entgegen zu setzen haben.“ Er ließ die Kaufunger Kirchglocken läuten und auf dem Rathausvorplatz wurde es andächtig und still.
Im Anschluss trat Bürgermeister Arnim Roß an das Mikrofon und appellierte mit eindringlichen Worten an die Forderung nach Diplomatie: „Es muss unser Bemühen sein, Konflikte, Krisen und vor allem Kriege friedlich zu lösen, dass dies in diplomatischen Beziehungen stattfindet und die Weltgemeinschaft dafür Strukturen aufgebaut hat, ist eine der großen Errungenschaften des letzten Jahrhunderts.“
Roß betonte, dass die Forderung nach Diplomatie keine Naivität sei, sondern eine Seite der Medaille. „Das Russland nicht vertrauenswürdig ist, ist kein Widerspruch zur Diplomatie“, so der Bürgermeister, „Diplomatie ist gerade da gefordert und notwendig, wo dies nicht gegeben ist.“ Denn Frieden zu schaffen bedeute, gerade mit diesen Widrigkeiten umgehen zu können. Er stellte das derzeitige „entweder-oder“ zwischen militärischen Aktionen und Diplomatie in Frage und appellierte an ein einiges Europa, das über Kleinstaaterei hinweg mit einer Stimme sprechen sollte.

Wie wichtig es ist, sich für Frieden einzusetzen und denen zu helfen, die Opfer des Krieges geworden sind, demonstrierte Waltraud Goßmann aus Kaufungen, als sie ans Mikrofon trat. Seit Kriegsbeginn kümmert sie sich um jene Geflüchtete, die im Jugendheim Windhäuser Straße untergekommen sind. Über die Evangelische Kirchengemeinde Niederkaufungen hatte sie die Kontakte hergestellt. „Für mich war sofort klar, ich möchte helfen.“ Dabei war Goßmann vor allem bei Behördengängen und dem Ausfüllen von amtlichen Formularen behilflich. Die Kaufungerin resümierte, dass sie nicht nur gegeben, sondern auch viel von den Menschen zurückbekommen habe. „Die Geflüchteten waren so unglaublich dankbar und sind so daran interessiert, sich zu integrieren und unsere Sprache zu lernen“, schwärmt die Engagierte, „viele haben jetzt bereits eigene Wohnungen gefunden.“

Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „We shall overcome“ fand auch diese Mahnwache einen würdigen Abschluss – verbunden mit der Einladung, sich am 2. Dezember (19 Uhr) wieder auf dem Rathausvorplatz zu versammeln, um ein Zeichen für Frieden, Demokratie und Menschenrechte zu setzen.