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15.02.2010

Naturnahe Umgestaltung der Losse am Riffergelände

Naturnahe Umgestaltung der Losse im Bereich des Riffergeländes

Trotz stürmischer Windböen konnte Verbandsvorsteher Jürgen Herwig den offiziellen Beginn der Losserenaturierung auf dem ehemaligen Riffergelände vor zahlreichen Gästen verkünden. Der Einladung des Verbandsvorstands waren Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, Vertreter des Gemeindevorstands Kaufungen, der beiden Kaufunger Reitvereine, des NABU und der WIBANK gefolgt.

Regierungspräsident Dr. Lübcke hob die Gemeinde- und Kreisgrenzenüberschreitende Zusammenarbeit im Wasserverband hervor. Kaufungens Bürgermeister Klein, gleichzeitig Stellvertretender Verbandsvorsteher, wies auf die Bedeutung der Maßnahme für den Naturschutz hin. Die naturnahe Umgestaltung der Losse und ihrer Nebengewässer ist eine wesentliche Aufgabe des Wasserverbandes Losse, der sich aus den Städten und Gemeinden Hess. Lichtenau, Helsa, Kaufungen, Kassel und Niestetal zusammensetzt. So wurden in den letzten Jahren sowohl Maßnahmen zur naturnahen Auenentwicklung im Oberlauf der Losse in Hessisch Lichtenau als auch am Unterlauf in Kassel umgesetzt. Ziel der naturnahen Gewässerumgestaltung ist die Wiederherstellung eines guten ökologischen Zustandes gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Diese fordert neben dem Rückbau von Sohlenabstürzen, Wehren und sonstigen Bauwerken, die als Wanderhindernisse für in der Losse lebende Fische und Kleinlebewesen wirken, auch eine bessere Vernetzung der Losse mit den angrenzenden Vorländern. Neben der verbesserten ökologischen Situation ist als wesentlicher positiver Begleiteffekt eine gesteigerte Hochwasserabfuhrleistung bei kleineren Hochwasserereignissen, wie sie häufiger auftreten, zu erreichen.

Nachdem in den letzten Jahren bereits eine ganze Reihe von Renaturierungsmaßnahmen entlang des Losselaufes verwirklicht werden konnte, sticht der kanalisierte Abschnitt auf dem früheren Sägewerksgelände als gewässerökologisch stark geschädigte Gewässerstrecke um so mehr ins Auge. Auf einer Länge von etwa 160 Meter fließt hier die Losse in einem dreieinhalb Meter tiefen Betontrogprofil. Da vielerorts kein kiesiges Substrat auf der betonierten Sohle vorhanden ist, stellt dieser Abschnitt für viele bodennah lebende Fische und andere Kleinlebewesen ein unüberwindbares Wanderhindernis dar. Dieser Zustand widerspricht nicht zuletzt den oben genannten Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die für Fließgewässer auch die sogenannte aquatische Längsdurchgängigkeit fordert.

Die vom  Verband in Auftrag gegebene und durch das in Kassel ansässige Ingenieurbüro WAGU erarbeitete Planung sieht vor, der Losse auf dem nördlich angrenzenden Gelände unterhalb der Bahntrasse einen neuen Lauf zu geben. Etwa 30 Meter oberhalb der Mündung des Lempersbaches soll die Losse aus ihrem heutigen Bett nach Norden hin abschwenken. Auf etwa 500 Meter Länge wird ein neuer, dem historischen Zustand entsprechend leicht mäandrierender Lauf zunächst nur grob vormodelliert. Die weitere Entwicklung bleibt dann den eigendynamischen Kräften des fließenden Wassers überlassen, durch die sich mit der Zeit ein reich strukturierter Bachlauf ausbilden wird.

Entlang der flachen, unterschiedlich geneigten Böschungen soll sich im Laufe der Zeit durch natürliche Sukzession eine standorttypische Auenvegetation etablieren, die neben der ökologische Bedeutung auch eine landschaftsästhetische Aufwertung des Areals bedeutet. In unmittelbarer Ortsnähe entsteht so ein naturnahes, attraktives Naherholungsgebiet. An einer Stelle soll ein direkter Zugang zum Gewässer angelegt werden, an dem Schautafeln Besucher über die Maßnahme informieren.

Die Planungen sehen vor, zur Profilierung des neuen Losselaufes rund 67.000 Kubikmeter Boden zu entnehmen. Dieses Volumen steht bei Hochwasser zum Teil als Retentionsraum zur Verfügung und trägt so bei kleineren Ereignissen zu einer Verringerung der Hochwassergefahr für die Unterlieger bei.Das Projekt wird zu großen Teilen mit einem Zuschuss des Landes Hessen finanziert. Die Bauarbeiten hat der Wasserverband öffentlich ausgeschrieben und an die aus den beiden Firmen K. Emmeluth GmbH & Co. KG aus Kassel und H. Küllmer GmbH & Co. KG aus Wehretal gegründete Arbeitsgemeinschaft „Losseumgestaltung Riffergelände Kaufungen“ vergeben. Wenn alles planmäßig verläuft, können die Arbeiten in diesem Jahr abgeschlossen werden.