OH DONNA CLARA - Schlager für Fortgeschrittene
Feierlich und scherzhaft begrüßte Intendantin Maren Matthes die Besucherinnen und Besucher zum Konzert „Oh Donna Clara – Schlager für Fortgeschrittene“ des Vokalensembles Amarcord und der Österreichischen Salonisten. Das zweite der drei Kaufunger Konzerte im Kultursommer Nordhessen bestach das Publikum der vollen Stiftskirche am 25. Juni mit viel Witz, Charme und einem umfangreichen Arrangement aus Salonmusik, neu interpretierten Volksliedern und osteuropäischen Harmonien.
Die Österreichischen Salonisten eröffneten das Konzert mit den schwungvollen, verspielten und frechen Klängen von Erdélyi Mihálys Puszta Fox und setzten damit die Grundstimmung für den Abend. Die A-capella-Sänger von Amarcord konnten da hervorragend anschließen. Als einer der wichtigsten Repräsentanten der Musikstadt Leipzig im In- und Ausland und Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe versteht sich Amarcord darauf seine Darbietungen mit einem ganz eigenen Charme zu versehen: Lebensfroh, witzig und verschmitzt dirigierten die Sänger am Konzertabend die Mundwinkel des Publikums mit theatralischer Gestik und Mimik sowie einer verblüffenden Bandbreite an Tonhöhen nach oben. Viele der Lieder waren dem Kaufunger Publikum bekannt und animierten zum Mitsummen, wie Auf dem Heuboden, Die Juliska aus Budapest sowie Es klappert die Mühle am rauschenden Bach – klipp, klapp!
Besonders durch den Einsatz von Klangelementen der Körperpercussion, wie zum Beispiel Nasezuhalten beim Singen, Vibrieren der Lippen mit den Fingern für einen Mandolinenklang oder das Nachahmen von schwermütigen Schmatz- und Schluckauf-Geräuschen bei Karl Föderls und Ernst Marischkas Wienerlied Die Reblaus, entlockten sie den Zuhörerinnen und Zuhörern wieder und wieder ein herzhaftes Lachen und unterstrichen den satirischen Charakter ihrer Musik. „Fortgeschritten in Musik und Lebenserfahrung“ – so beschreibt Bass-Sänger Daniel Knauft Amarcord. Denn das Vokalensemble deckt stilsicher ein breites Spektrum an Musikgenres ab, darunter Gesänge des Mittalters, Madrigale und Messen der Renaissance, Kompositionen und Werkzyklen der europäischen Romantik und des 20. Jahrhunderts sowie A-cappella-Arrangements weltweit gesammelter Volkslieder und bekannter Songs aus Soul und Jazz.
In der zweiten Hälfte des Abendprogramms wurde die bisherige Stimmung durch den getragenen, entspannten Charakter von Harold Kirchsteins und Willy Dehmels Stück Die Musik spielt ganz leise sanft durchbrochen. Mit Violine, Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Saxophon und Klavier erzeugten Die Österreichischen Salonisten ein vielfältiges Klangrepertoire, das das Publikum in der Stiftskirche bannte und es mal allein, mal gemeinsam mit Amarcord in variationsreiche Stimmungswelten entführte. Eine Zäsur des Abendprogramms stellte die melancholische Tonalität und getriebene Eile der traditionellen Variante von Schwarze Augen dar, die das Publikum packte und in donnerndem Applaus und „Bravo!“-Rufen endete. Zum Schluss hin lösten Amarcord und die Salonisten die aufgebaute Spannung allmählich wieder, indem sie mit Friedrich Holländers satirischem Stück Stroganoff die groteske Geschichte davon erzählten, was Stroganoff hat „gemacht aus Schmutschkinoff“, und lenkten die Stimmung mit erneutem Einsatz von kunstvollem Witz zurück zur schwungvollen und ausgelassenen Atmosphäre des Anfangs. Nach der Zugabe entließen Amarcord und Die Österreichischen Salonisten das begeisterte Publikum in den lauen Sommerabend, voller Urlaubsstimmung und geflügelten Schrittes: „Oh Donna Clara, ich hab dich tanzen gesehen …“
Finanziell unterstützt wurde das Konzert von SIKA Dr. Siebert & Kühn GmbH & Co. KG.
(SL)