Peter Vollmer zu Gast im Bürgerhaus - Wenn der Alltag zur Kabarett-Show wird
Dieses Jahr erstrahlt die Kaufunger Kultur in besonderem Glanz. Ein Höhepunkt folgt dem nächsten. Nach den Old Blind Dogs, einer der besten schottischen Bands, und dem niederländischen Comedy-Duo Stenzel & Kivits, lud die Gemeinde am 18. Oktober den Kabarettisten Peter Vollmer ins Bürgerhaus ein. Mit seinem Programm „ER darf machen, was SIE will“ landeten sie erneut einen Volltreffer. Vollmers zweistündiges Kabarett beleuchtet den oft angespannten Diskurs um Geschlechterrollen mit Leichtigkeit und Selbstironie. In Kaufungen begeisterte er, ein Absolvent der Jacob-Grimm-Schule in Kassel, das Publikum mit Charme und pointierten Witzen, die ins Schwarze trafen.
Der Auftritt beginnt unscheinbar: schwarzes Polo-Shirt, freundliches Lächeln, kurzer Smalltalk. Man denkt: "Ein netter Abend." Doch weit gefehlt! Sobald Vollmer loslegt, entfesselt er einen Wort-Tornado. Er durchpflügt die Tücken des Ehelebens, den täglichen Kampf mit der Technik („Warum hat der Toaster jetzt WLAN?“) und die absurden Situationen des Vaterseins. Das Publikum, gleichmäßig aus Männern und Frauen gemischt, lacht herzlich. „Männer, seid ihr freiwillig mitgekommen?" fragt der Comedian aus Köln-Nippes und erntet die erste Lachsalve. Wie beginnt ein Mann einen guten Satz? Mit "Meine Frau hat gesagt . . .!" Ein außergewöhnliches Kabarettprogramm, das humorvoll Geschlechterrollen und Beziehungsalltag beleuchtet. Besonders beim Thema Essen ist Vollmer gnadenlos gegenüber Veganern. "Sie macht alles richtig und er ist Fleischesser", ereifert er sich über Tofu und unterstützt die Anonymen Schnitzel-Esser (ASE), die im Gegensatz zu den Bekennenden Schnitzel-Essern (BSE) nur einmal pro Woche Fleisch essen. Er liebt sogar fleischlos. Mancher Mann zieht aus dem ständigen Löwenzahn-Verzehr falsche Schlüsse. "Wenn ich esse wie ein Karnickel . . ." Vollmer lässt den Satz offen und erntet Lacher. Dann folgen Witze aus dem Schulunterricht. Warum werden im Sommer die Tage länger? "Weil sie sich wegen der Hitze ausdehnen." Was ist ein Märtyrer? "Ein Auto mit mehr als zwei Türen!" Marathonläufer laufen nur, um vier Stunden Ruhe zu haben. Flugs ist Vollmer wieder bei den Frauen. Für sein "Männerseminar" dichtet er: "Frauen wollen Treue, Männer woll'n 'ne Neue." Sarkastisch fragt er: „Warum sterben die Männer früher? Damit sie noch etwas vom Leben haben“. Vollmer meistert den Drahtseilakt zwischen gnadenloser Ehrlichkeit und liebevoller Ironie, ohne dass der Haussegen schief hängt. Zumindest hoffen wir das. Ein Höhepunkt: Seine Erzählungen über die Digitalisierung. "Alexa, mach das Leben einfacher!" Doch Alexa tut das Gegenteil. Plötzlich weckt sie ihn mit Heavy Metal, weil sie glaubt, das sei die optimale Motivationsmusik. Dabei hätte ein einfacher Kaffee gereicht. Und das Schönste an seinem Programm? Man verlässt den Saal mit dem Gefühl, dass das Leben nicht so ernst genommen werden muss. Denn wer über den Wahnsinn lachen kann, den Peter Vollmer so herrlich auf die Bühne bringt, ist irgendwie immer der Gewinner – auch wenn Alexa am Ende wieder falsch zuhört.
Er reist mit uns im Zug des Lebens und kommentiert die skurrilen Alltagssituationen.
Er berührt das Publikum und erfrischt ihre Sichtweise. Apropos Zug: Die Deutsche Bahn verkehrt im Nena-Modus „Irgendwann, irgendwie“, behauptet der 62-jährige Comedian.
Beachtenswert seine musikalischen Einlagen mit einer Akustikgitarre. Bekannte Schlager mit eigenen Texten, brachten ihm einmal mehr Pluspunkte ein. "Wenn Du gehst, dann geht nur ein Teil von mir, aber die Fernbedienung bleibt hier". Für Bürgermeister Arnim Roß, der mit seiner Gattin anwesend war, war es ein besonderer Abend: „Ich habe Vollmer schon während meiner Studienzeit in Göttingen erlebt und damals war er schon lustig. Diesmal hat er sich noch gesteigert.“
Peter Vollmer präsentiert berührendes Kabarett mit Intelligenz.
Wer ihn live erlebt, begreift rasch: Hier geht es um mehr als nur Unterhaltung. Es geht um die Kunst, das Leben mit Humor zu nehmen – und dabei nie den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Egal ob auf kleinen Bühnen oder in großen Theatern, Peter Vollmer bleibt sich selbst treu: ein Kabarettist, der mit Herz und Hirn spielt und dabei immer den richtigen Ton trifft. Sein Publikum liebt ihn dafür.
Denn in Zeiten, in denen die Welt oft kompliziert und absurd erscheint, braucht es jemanden wie Peter Vollmer, der uns daran erinnert, dass man mit einem Lachen viel mehr bewirken kann als mit Ärger. (hgp)