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23.03.2023

Verkehrssicherungsmaßnahmen im FFH-Gebiet »Wald nördlich Niederkaufungen«

Im Flora-Fauna-Habitat - (FFH) - Gebiet „Wald nördlich Niederkaufen“ in der Nähe des Friedhofs wurden in den vergangenen Tagen mehrere Bäume pfleglich zurückgeschnitten. Grund hierfür waren Sicherungsmaßnahmen, die von einer Fachfirma unter Einbeziehung von Hessen Forst durchgeführt wurden.

Die Gemeinde Kaufungen als Eigentümerin der Waldfläche ist hier im Rahmen der sogenannten Verkehrssicherung verpflichtet, die Bäume regelmäßig auf ihre Standsicherheit und andere Gefahren hin zu prüfen. Bei der diesjährigen Kontrolle wurde an einigen Stellen Handlungsbedarf festgestellt. Daraufhin wurden die entsprechenden Bäume - in Zusammenarbeit mit geschulten Baumpflegern – zurückgeschnitten. In einigen Fällen war die Standsicherheit der Bäume durch Zersetzungsprozesse im Holz oder durch Käferbefall so stark geschädigt, dass diese gefällt werden mussten. Selbstverständlich verbleibt die gesamte Biomasse des Holzes im Wald und wird nicht als Brennholz abgegeben, um Hirschkäfern auch in Zukunft einen Lebensraum zu bieten.

Hintergrund:

FFH-Gebiete sind Teil des europaweiten Schutzgebietssystems „Natura 2000“. Ziel dieses Verbunds ist die Bewahrung der biologischen Vielfalt in Europa und die Vernetzung besonderer Lebensräume als Wanderkorridor für seltene oder gefährdete Arten.

Der naturschutzfachliche Wert des Eichenwalds in Niederkaufungen ist durch sein regional bedeutsames Hirschkäfervorkommen begründet. Der größte Käfer Mitteleuropas wird zum Teil über 80mm lang und die Männchen sind leicht an ihren markanten, großen Oberkiefern, den „Geweihen“, zu erkennen. Auch wenn fast jede*r dieses Tier kennt, ist es heute sehr selten geworden und gilt als stark gefährdet. Der Grund dafür ist vor allem, dass geeignete Biotope mit starkem Totholz (stehendem und liegendem) selten geworden sind. Es gilt daher, die Strukturen der im Umkreis bekannten Hirschkäfervorkommen zu erhalten!

Ein Blick in die Biologie dieses Insekts erklärt dessen hohe Ansprüche anschaulich. Die Lebensdauer kann bis zu acht Jahren betragen und beginnt mit der Eiablage an toten oder absterbenden Bäumen. Die geschlüpften Larven ernähren sich von leicht zersetztem und verpilztem Holz und können kein frisches Holz befallen. Nach mehreren Jahren und verschiedenen Larvalstadien verpuppt sich das Tier ein letztes Mal, um sechs Wochen später als Käfer zu schlüpfen. Diese bleiben im Frühjahr noch dicht unter der Erdoberfläche versteckt und warten auf das Ausschwärmen und die Paarung. Die Käfer sind dann für wenige Wochen, vorwiegend im Juni, aktiv. In den Abendstunden kann dieses besondere Spektakel mit etwas Glück dann beobachtet werden! Da sich das Waldstück direkt an die Siedlungsfläche anschließt, ragen einige der Altbäume über bestehende Gebäude, Schuppen und Gärten hinaus.