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23.03.2023

Von Kaolin, Feldspat, Quarz und Ton - Bundesweiter Tag der offenen Töpferei am 11. und 12. März 2023

Tag der offenen Töpferei in der Keramikwerkstatt bei Reinhild Alber in Kaufungen, die seit 2001 in Kaufungen ihre eigene Töpferei besitzt. Sie schneidet ein Stück Ton von der Stange ab, ein Becher soll es werden. Die Menge Ton dafür hat sie im Gefühl. Der Ton kommt auf die Scheibe, der rechte Fuß gibt Gas, wie bei der Nähmaschine. Schnell wächst der Becher zwischen ihren geschickten Händen nach oben, gleichzeitig erzählt und erklärt sie den Besuchern nebenbei viel über ihre Kunst: „Meistens habe ich ja einen Plan, aber jetzt gerade nicht.“ So wird dann aus dem Becher letztendlich eine schöne Vase. Aber daraus kann man ja notfalls auch trinken…

Clara und Mama Nadine bemalen am Tisch nebenan mit viel Liebe einen vorgebrannten Rohling aus Ton. Es wird nach dem Brand bestimmt eine Müslischale. Selbst drehen hätte wahrscheinlich eine eher künstlerische, nicht unbedingt runde Form ergeben. In ca. 4 Wochen kann sie abgeholt werden, dann haben sie für 12 Euro eine einmalige, schöne Erinnerung.

Man lernt viel an solchen Tagen. Der Ton kommt aus dem Westerwald, es ist der Beliebteste. Eine Tonne reicht Reinhild Alber etwa ein Jahr. Auch bei uns um die Ecke in Großalmerode wird Ton abgebaut. Dort gibt es noch das einzige Untertagetonbergwerk Deutschlands, es wird jedoch nur für die Industrie abgebaut.

Die fertigen Stücke müssen zirka vier bis sieben Tage trocknen, wobei sie um die 15 Prozent kleiner werden. Dann kommt der Schrühbrand (Vorbrand) um 900 Grad, später die Glasur u.a. aus Feldspat, Quarz, Oxiden und geheimen Zutaten. Das Brennen bei ca. 1050-1100 Grad braucht viel Gefühl und Erfahrung. Schon 10 Grad zu viel können Probleme bereiten und die Glasur bildet z.B. Tropfen.

Und mit welchem Spezialwerkzeug bekommt man die Werkstücke beim Drehen so makellos glatt? Dafür nimmt die Töpferin ihre Bankkarte. Gut, dass die öfter mal erneuert werden…;-)

Reinhild Albers Lieblingsfarben sind blau und grün. Wie das Kaufunger Wappen.

Für die Tausendjahrfeier hat sie 1000 Becher hergestellt: „War ganz schön knapp, aber ich hab`s geschafft.“ Teekannen macht sie sehr gern, gerade weil es nicht so einfach ist. Nahezu poetische Verse ritzt sie ohne Vorzeichnen nach Gefühl in den luftgetrockneten Ton. Ihr Lieblingsstück zeigt sie auch gern, es ist auf einem Kunsthandwerkermarkt entstanden - unter den Ausstellern gibt es immer einen kleinen Wettbewerb. Es wurde ein `Kleid`, das liebt sie und wird nicht verkauft. Schade. Ich hätte es gern genommen...

Marla, Lena und Paula kommen aus der Nachbarschaft und sind teilweise mit der Töpferei aufgewachsen. Sie mögen die Arbeiten und glauben, dass wieder mehr auf Qualität und Individualität geachtet wird. Das machen sie auch und kaufen sich dann zur ersten eigenen Wohnung eine schöne Keramik.