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29.05.2024

Workshop stieß auf großes Interesse: Haltung zeigen gegen Hass und Hetze

Zu einem Argumentationstraining gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hatte die kommunale Koordinierungsstelle „Engagiert in Kaufungen!“ am 24. Mai in die Räume der Begegnungsstätte eingeladen – und stieß damit auf großes Interesse. Bereits wenige Tage nach der Ankündigung war die Veranstaltung ausgebucht. „Wir scheinen einen Nerv getroffen zu haben. Das Thema beschäftigt gerade sehr viele Menschen“, sagte die Koordinatorin für Bürger*innenbeteiligung Katharina Reinhold.

Die Referentin Lucie Gott arbeitet hauptberuflich bei dem Verein für politische Bildung „Die Kopiloten“ in Kassel und führt seit mehreren Jahren Argumentationstrainings durch. Die Erwartungen der 20 Teilnehmenden an den Workshop waren in den Details recht unterschiedlich, doch bei allen schimmerte ein Gefühl der Ohnmacht in bestimmten Situationen durch: Wie reagiere ich, wenn mal wieder jemand völlig unpassende, menschenverachtende oder abwertende Meinungen kundtut, welche einem offenen Weltbild völlig widersprechen?

Die Beispiele und Erlebnisse der Teilnehmenden, die in Kleingruppen geschildert wurden, stammten aus dem Vereinsleben, dem privaten Umfeld, aus dem Beruf oder von öffentlichen Orten, wie der Straßenbahn oder der Gaststätte. Dabei ging es meist um rassistische, sexistische oder homophobe Sprüche. Gemeinsam entwickelten die Teilnehmenden Vorschläge für Reaktionen, die Lucie Gott anschließend mit ihren Strategien und Tipps zur Antwort auf menschenfeindliche Äußerungen ergänzte. Es wurde deutlich: Vieles hängt von der Situation und den eigenen Möglichkeiten ab, aber Haltung zeigen geht eigentlich fast immer. Es sei tatsächlich nicht immer nötig, eine inhaltliche Diskussion zu beginnen, um sein „Gegenüber“ zu überzeugen, so die Referentin. Je nach Grad einer möglichen Radikalisierung sei dies zum Teil auch gar nicht möglich. Manchmal reiche auch eine kurze Klarstellung wie: „Diese Aussage ist rassistisch und damit bin ich überhaupt nicht einverstanden“. So könnte man seine Position verdeutlichen, Zuhörer könnten sensibilisiert werden, potenziell Betroffene fühlten sich nicht mehr alleingelassen und im besten Fall überdenke der Redner seine Aussage.

Die Erkenntnisse dieses sehr aufschlussreichen, interessanten und kurzweiligen Abends wurden abschließend im Rollenspiel erprobt. Die Gesprächsregeln nicht nur für den Abend, sondern auch für besagte Situationen sind so einfach wie logisch: Ausreden lassen, nicht persönlich werden sowie Toleranz und Wertschätzung im Miteinander zeigen. Eine wesentliche Erkenntnis des Abends war, dass Meinungsbildung eng an persönliche Bedürfnisse und Ängste geknüpft ist. Aussagen oder Situationen zu hinterfragen, persönliche Erfahrungen zu teilen und zu beleuchten oder alternative Denkweisen aufzuzeigen kann helfen, Meinungen neu zu bilden und Standpunkte zu verschieben. Im Rollenspiel zeigten in schwierigen Situationen Ruhe und Einfühlungsvermögen die überzeugendsten Ergebnisse.

Ein Teilnehmer meinte am Ende des Workshops, ihm sei klargeworden, wie machtvolle Parolen mit Empathie entwaffnet werden könnten. Ein anderer hatte für sich erkannt, dass man nicht immer faktensicher sein muss, um gut auf rechtspopulistische Parolen reagieren zu können. Viele Teilnehmende sagten, dass der Abend gutgetan und Mut gemacht habe. Sie zeigten sich dankbar für das Angebot der Gemeinde und hoffen auf weitere Termine dieser Art. „Es war nicht nur sehr lehrreich, sondern hat auch Spaß gemacht“, so das Fazit einer Teilnehmerin. Katharina Reinhold ist optimistisch, dass die Veranstaltung wiederholt wird und dass so weitere Bürgerinnen und Bürger künftig ihre Haltung und Argumentationsfähigkeiten trainieren können. (sb/kr)