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Rundgang durch Oberkaufungen

Den Rundgang durch Oberkaufungen beginnen Sie im Stiftsbereich. Hier befinden sich die Stiftskirche, das Herrenhaus und die Renterei der Hessischen Ritterschaft, der Kreuzgangsgarten und das Dormitorium des ehemaligen Klosters sowie die St. Georgskapelle.

Als Kaiser Heinrich der Zweite im Jahre 1008 seiner Gemahlin Kunigunde die Curtis (befestigter Wirtschaftshof) Kassel als Ersatz für Bamberg schenkte, baute er in Oberkaufungen einen Königshof, in dem er sich 1011 erstmals aufhielt. Hier gründeten beide im Jahr 1017 ein Benediktinerinnenkloster.

Die Klosterkirche zum Heiligen Kreuz (die heutige Stiftskirche) wurde 1025 geweiht (Näheres finden Sie unter Kaufunger Stift). Seit 1974 finden in der Stiftskirche in regelmäßigen Abständen die "Kaufunger Konzerte" mit namhaften nationalen und internationalen Orchestern, Chören und Solisten statt.

Von den ehemaligen Klostergebäuden sind nur geringe Spuren erhalten: Die Stiftsrenterei stammt von 1606, und das gotische Herrenhaus wurde 1714 umgebaut.

Am Kreuzgangsgarten vorbei erreichen Sie das Rebentalsgebäude, das ehemalige Dormitorium (Schlafsaal) der Nonnen, in dem in den Jahren 1976 / 1977 eine museale "Hessenstube" eingerichtet wurde. Seit 1986 tagt hier der "Kaufunger Konvent", eine ökumenische Gemeinschaft von Bamberger und Kaufunger Christen.

An diesem lehnt sich die St. Georgskapelle, ein schlichter romanischer Bau mit runder Apsis, an.

Vermutlich ist sie bereits 744 von Bonifatius erbaut worden. Im 16. Jahrhundert diente die Kapelle als Brennhütte zur Messingherstellung (der Name "Hüttenhof" erinnert noch daran), dann als Brauhaus und Stallung. Sie wurde 1958 restauriert und als Heimatmuseum eingerichtet; seit 1986 wieder sakralen Zwecken zugeführt.

Die Fachwerkhäuserzeile "Zur Schönen Aussicht" umfasst unter anderem das 1822 neu erbaute evangelische Pfarrhaus (Zur Schönen Aussicht Nummer 6), das ehemalige Stiftsvogtshaus (Zur Schönen Aussicht Nummer 9) und die ehemalige Knabenschule (Zur Schönen Aussicht Nummer 10). Zu den eigenwilligen Fachwerken gehörte ein entsprechender Hauseingang. Leider sind nicht nur die schweren Eichentüren, die manchmal noch quergeteilt waren, sondern auch die standfesten, mit Schnitzwerk versehenen Pfostenumrahmungen bei vielen Häusern verschwunden. Erkennbar noch an dem Türeingang des Stiftsvogtshauses.

Unter der Gerichts- und Dorflinde auf dem Kirchberg fand das Niedergericht (Rügegericht) statt.

Am ehemaligen Stiftsgutshof (heute Reiterhof) vorbei gelangen Sie auf die Freiheit.

Die Freiheit

Die ehemalige Stiftsgemeinde Freiheit, die auf den Kaufunger Königshofbezirk zurückgeht und 1413/1432 erstmals genannt wird, umschließt die ehemaligen Klostergebäude und liegt im Bereich der Straßenzüge "Zur Schönen Aussicht", Tränkegasse, Freiheit und Ziegelhütter Weg. Die Freiheit blieb auch nach der Säkularisierung des Klosters im Jahre 1527 eine vom Dorf Oberkaufungen getrennte und mit eigener Verwaltung versehene Gemeinde. Erst aufgrund der kurhessischen Gemeindeordnung von 1834 wurde die Freiheit endgültig der Dorfgemeinde eingegliedert, blieb aber auch dann noch im Besitz mehrerer "Freiheiten", z.B. der Hude-, Weide-, Streulaub- und Leseholzgerechtsame, des Anteils an Jagderträgnissen, der Holzberechtigung und der Nutzung an Sand, Steinen und Erden - alles aus den Erträgnissen des Stiftswaldes. Diese Rechte wurden zum Teil nach 1867, zum Teil im Jahre 1956 abgelöst. Die alteingesessenen Freiheiter haben auch heute noch die Leseholzberechtigung.

Besonders sehenswert sind das Stiftsforsthaus (Freiheit Nummer 7) aus dem Jahr 1538 und das erst jüngst restaurierte ehemalige Stiftsfruchtschreiberhaus (Tränkegasse Nummer 1).

Sie überqueren die Dautenbachstraße. Der Name Dautenbach (auch Alunsbach = Alaunsbach) erinnert an das hier in unmittelbarer Nähe im Jahre 1554 als erstes hessisches errichtete Alaunbergwerk, das bis in die 20er Jahre des 18. Jahrhunderts in Betrieb war. Alaun ist ein Doppelsalz aus schwefelsaurem Kalium und schwefelsaurem Aluminium. Unter anderem dient es bei der Papierherstellung zum Leimen und in der Färberei als Beize.

Über den Neuen Weg erreichen Sie den sagenumwobenen Hexenberg. Untersuchungen - unter Zuhilfenahme der Orientationsforschung - deuten darauf hin, dass bereits 349 vor Christus Kelten auf dem Hexenberg eine Kultstätte errichteten, die später verfiel, von wandernden iroschottischen Mönchen 638 n. Chr. wieder benutzt wurde und in dessen Bereich 783 nach Christus eine befestigte Anlage, die "Wigbaldsburg" als fränkische Sicherung gegen eine sächsische Siedlung entstand. Die heute noch sichtbaren - teilweise in den modernen Häusern verbauten - Mauerreste sind wahrscheinlich als deren Überbleibsel zu deuten.

Die Mühlen

Bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts war der Mühlgraben noch ein offenes Gewässer. Er wurde unterhalb des Schattelberges von der Losse abgezweigt, nahm seinen Weg durch die Aue, das Ober-, Mittel- und Unterdorf und wurde oberhalb der Bunten Mühle wieder in die Losse geleitet. Er versorgte die vielen Mühlen ausreichend mit Wasser. Seine Ufer waren auf der Strecke vom "Dreck" (der heutigen Jakobstraße) bis zum Kantonshof mit Weiden bestanden. Wegen der Stillegung der Mühlen verlor er seine Funktion und wurde verfüllt.

Eine der vielen Mühlen war die Obermühle (Dautenbachstraße 31), später Gemeinde-Elektrizitätswerk, heute Wohnhaus. Die mit reichlichen Fachwerkhäusern bestandene Jakobstraße ist heute wieder mit historischem Pflaster belegt.

Die Gründung des Königsreiches Westfalen unter der Herrschaft des Königs Jérome brachte für Kurhessen eine neue Verwaltungseinteilung. Oberkaufungen und seine Umgebung bildeten einen "Canton" im Fulda-"Departement" mit dem Sitz in Oberkaufungen. Die französische Besatzung richtete hier auch ein Cantonsgericht ein. Die Verwaltung und das Gericht waren untergebracht in dem noch heute so benannten Kantonshof (Dorfstraße 9) - eines der wenigen Häuser in der alten Ortslage, an dem die Dorferneuerungsmaßnahmen bisher vorbeigegangen sind. Die Dorfstraße bildet die "Hauptstraße" des alten Ortskernes von Oberkaufungen.

Das der Mittelmühle (um 1960 Betrieb eingestellt) gegenüberliegende Schäfer' sche Haus (Am Mühlenplatz 4) ist eines der stattlichen Bauten in Oberkaufungen. Es tritt durch seinen auf einer gekehlten Vierkantsäule in Erdgeschosshöhe ruhenden zweigeschossigen Erker an der zur Straße gewandten Giebelseite hervor.

Sie erreichen die Leipziger Straße. Entweder setzen Sie Ihren Rundgang entlang der Leipziger Straße nach Westen fort - oder aber - was sehr zu empfehlen ist - Sie machen einen Abstecher zum Rossgang.

Der Bergbau

Sie gehen die frühere Bahnhofstraße (jetzt Niester Straße) entlang. Am Rathaus und der Katholischen Kirche (1961 erbaut) vorbei und unter der ehemaligen Bahnlinie Kassel-Eschwege hindurch gelangen Sie zur Niester Straße. Nun biegen Sie in die Straße "Am Wolfsberg" und dann rechts in die Freudentalstraße ein. Der Name deutet bereits auf Bergbau hin. 1971 stellte die Zeche Freudental ihre Braunkohlenförderung ein. Damit kam der Betrieb in einem der ältesten Bergbaugebiete Nordhessens, in der 1555 schon Alaunton und Schwefelkies gefördert worden sind, zum Erliegen. Die Blüte der jüngsten Zeit lag in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts. 1961 wurde mit 146.000 Tonnen die höchste Förderung im Kaufunger Bergbau erzielt.

Am Ende der Straße liegt der historische Rossgang. Es handelt sich hier um einen Bergbau-Pferdegöpel, der 1823 in Betrieb genommen und 1885 stillgelegt wurde. Für damalige Zeiten eine enorme Erleichterung beim Zutagebringen des grobstückigen Kohlebruchs aus den Streckenstößen (Näheres finden Sie unter Museen). Dieser älteste und einzige in der Bundesrepublik Deutschland noch erhaltene Pferdegöbel ist von ehemaligen Kaufunger Bergleuten restauriert worden und kann seit 1977 besichtigt werden.

Zurück am Berliner Platz vorbei, die Teichstraße entlang, erreichen Sie wieder die Leipziger Straße und werfen einen Blick auf die Fachwerkhäuser "In der Rose". Sie überschreiten die oft wasserreiche und rasch fließende Losse, die aus dem Hessisch Lichtenauer Becken kommend, die Buntsandsteinhochflächen der Söhre und des Kaufunger Waldes durchschnittlich über 200 Meter tief einschneidet und bei Kassel in die Fulda fließt.

Die Leipziger Straße

Vor Ihnen liegt das Gemeindewirtshaus "Weinschänke" genannt (Leipziger Straße 495). Es diente den durchreisenden Fuhrleuten und Handelsherren als Rasthaus. Die alte Weinschänke, welche alle drei Jahre neu verpachtet wurde, hatte das hergebrachte Recht des alleinigen Wein- und Brandweinschankes.

Der Gemeindeschänke gegenüber lag die Gemeinde-Fleischschürne (Fleischbank, wo die Metzger ihre Ware zum Verkauf auslegten), die später die Mädchenschule und die Wohnung des Organisten und Mädchenschullehrers aufnahm.

Die Leipziger Straße ist eine frühneuzeitliche Heer- und Handelsstraße von Kassel nach Thüringen/Sachsen und Berlin. Sie hat den Wandel unserer technischen Entwicklung vom Pferdefuhrwerk zur Vollmotorisierung am stärksten gespürt. Fast 17000 Fahrzeuge in beiden Richtungen befuhren diese Strecke vor der Inbetriebnahme der Ortsumgehung in 1979 im Verlaufe von 24 Stunden. In den Jahren 1985/1986 wurde die B 7 in der Ortslage Oberkaufungen im Zuge der Dorferneuerung umgebaut und dem historischen Ortsbild mit besonderen Pflastermaßnahmen und Vorgärten angepasst. Die schnurgerade Ausrichtung der meisten Hofreiten links und rechts der Straße deutet auf eine spätere planmäßige Anlage hin. Größere mitteldeutsche Bauerngehöfte lassen sich nur noch erahnen. Der in der Mitte liegende Hofraum wurde von dem Wohnhaus, dem Stallgebäude und der Scheune umschlossen (Leipziger Straße 501 und 507).

Besondere Sorgfalt verwandte der Zimmermann auf gute Verstrebungen bei den Fachwerkhäusern und die Form dieser Verstrebungen, z. B. der sogenannte "Wilde Mann" zeigt ihn als Meister seines Faches (Leipziger Straße 509, 471).

Auf die Ausschmückung des Quergebälks und der Eckpfosten verwandte er seine ganze Liebe. Hier konnte er seiner künstlerischen Phantasie freien Lauf lassen. Das auskragende (vorgezogene) Quersims hat er schön abgerundet und die eingelagerten Balkenköpfe gut abgekantet, dann aber an der ganzen Front entlang die Balkenlage mit einem kerbartigen Schmuck versehn. Wie bei einer aufgereihten Perlenschnur hat er Kerbe neben Kerbe gesetzt (Leipziger Straße 445, 443 und 441, Am Mühlenplatz 2).

In der Leipziger Straße 481 bis 487 hat die bekannte Töpferfamilie Landefeld bereits um 1800 eine Töpferei/Ziegelhütte betrieben. Den Ton für die Töpferei und Ziegelbrennerei lieferte der Stützberg.

In der Leipziger Straße 461 stand ein dreistöckiges Fachwerkhaus, das seit etwa 1870 als Gastwirtschaft genutzt wurde. Das schöne Fachwerkhaus wurde leider 1959 abgebrochen. An dieser Stelle entstand das Bürgerhaus "Kaufunger Wald", in dem auch die Gemeindeverwaltung untergebracht ist. Das Bürgerhaus wurde 1962 - damals als drittes Bauwerk dieser Art im Land Hessen - eingeweiht.

Das Unterdorf

Der Volksmund bezeichnet den Mühlgraben im Unterdorf von Oberkaufungen im Bereich des heutigen Mühlenweges als "Gänserammel", weil dort vermutlich das Federvieh der umliegenden Höfe sein tägliches Bad nahm und gleichzeitig auch noch frisches Futter fand.

Die Öl- und Schlagmühle der Familie Waurich (Mühlenweg 6) ist um 1574 eingerichtet worden. Um 1910 erfolgte der Umbau zur Mahlmühle. Später befand sich in ihr eine Wäscherei.

Der landgräfliche Jägerhof (Mühlenweg 16), dessen Alter nicht bekannt ist, beherbergt heute die Baptistengemeinde.

Den Hundeberg hinauf gelangen Sie zur Schulstraße. Nach rechts haben Sie einen Blick auf die sogenannte Winterkirche, die 1962 zum heutigen Stephanushaus umgebaut worden ist und die in den kalten Wintermonaten als Gotteshaus zur Verfügung steht. Die Winterkirche wurde während der Amtszeit des Superintendenten der Diözese Kassel-Witzenhausen, Friedrich Theodor Wolfgang Schüler (1897-1910), erbaut.

Die Alte Schule (Schulstraße 33), die 1842 erbaut wurde, beherbergt seit 1986 ein Regionalmuseum. In ihm wird die Lebens- und Arbeitswelt der Kaufunger Bevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert dargestellt. Im Keller befindet sich eine Schaustollenanlage, der Nachbau eines untertägigen Stollensystems der ehemaligen Zeche Freudental aus den Jahren 1947 bis 1969. Dem Museum ist eine Fachwerkscheune, die von einem ehemaligen Niederkaufunger Gehöft (Endlich) stammt, angegliedert, in der eine alte Schmiede eingerichtet ist.

Gegenüber befindet sich die Neue Schule (Schulstraße 24).

Das alte Gerichtsdienerhaus und die Amtsdiener- und Schäferwohnung (Schulstraße 38) sind erst jüngst restauriert worden. Die Schulstraße wurde mit Sandsteinen gepflastert. Seit 1979 betonen alten Vorbildern nachempfundene gußeiserne Kandelaber den historischen Charakter im Stiftsbereich.

Steinertseepark
Bindeglied zwischen Ober- und Niederkaufungen

Grüne Freizeit-Oase für und zugleich Bindeglied zwischen Ober- und Niederkaufungen ist das durch mehrere Fußwegeverbindungen leicht von den Ortsteilen erreichbare Erholungspark um den Steinertsee mit seiner Gesamtfläche von circa 30 Hektar. Wo früher die Stadt Kassel von 1960 bis 1968 eine Mülldeponie betrieben hat, ist seit 1972 ein Park entstanden, der am Sandweg im Ortsteil Oberkaufungen beginnt und sich mit dem Sportzentrum bis zur Auestraße/Rohrweg im Ortsteil Niederkaufungen fortsetzt.

Im fast naturbelassenen Park gibt es folgende Einrichtungen:

  • etwa 4,5 Hektar Wasserfläche einschließlich Fischaufzuchtsteich
  • kleine Wasserflächen für Amphibien (Feuchtbiotope)
  • Vogelschutzgehölz und Vogelschutzausstellung
  • angelegte Spazier- und Wanderwege von circa 2,5 Kilometer und 4,5 Kilometer Länge
  • Modelleisenbahn zum Mitfahren
  • vier Sportplätze
  • Tennisplätze
  • Schützenhaus
  • Reitzentrum, Reitwege
  • Spielflächen für Kinder
  • Fläche für den Freizeitsport auf allen Grün- und Rasenanlagen
  • Schlitten- und Radfahrhügel
  • eine Schutzhütte mit Feuerstelle
  • eine Grillhütte
  • eine Vereinshalle