Ein Klatschmohnfeld für das Gedenken: Thema Frieden stand beim Hessischen Naturfreundetag im Mittelpunkt
Er gilt als Symbol für das Gedenken an die zahl- und namenlosen Opfer von Krieg und Gewalt während der beiden Weltkriege: Auf den aufgeschütteten Hügeln der Soldatengräber war der Klatschmohn die erste Pflanze, die zu blühen begann. Er schien den unzähligen Tropfen Blut auf den Schlachtfeldern zu gleichen - jeder Tropfen stand für die Seele eines gefallenen Soldaten.
Im Rahmen des Hessischen Naturfreundetages in Kaufungen und als Aktionsbeitrag des seit 2014 initiierten gemeindlichen Friedensprojektes wurde am vergangenen Sonntag ein circa 35 Quadratmeter großes Klatschmohnfeld zwischen der Theodor-Heuss-Straße und der Gesamtschule Kaufungen eingesät. „Die Gemeinde Kaufungen hat im vergangenen Jahr den Beginn des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren zum Anlass genommen, um ein Friedensprojekt ins Leben zu rufen, das die Bürger unseres Ortes weiter zusammenwachsen lässt. Am Ende des Projektes steht eine Dokumentation über die zahlreichen Aktionen, die sich während der vier Jahre ereignet haben: Vorträge, Ausstellungen, Gottesdienste, Diskussionen und Projekte zum Thema Frieden“, erklärte Bürgermeister Arnim Roß. Er war einer von vielen Besuchern, die sich im Rahmen des Naturfreundetages zum Säen des Klatschmohnfeldes entschieden hatten. Roß: „Frieden ist nicht selbstverständlich, er muss immer wieder neu erarbeitet werden.“
„In Flanders Field“, eines der bekanntesten englischsprachigen Gedichte über den Ersten Weltkrieg wurde verlesen, bevor die Samen auf das vorbereitete Feld gestreut wurden. Im nächsten Sommer soll die Fläche nahe der Theodor-Heuss-Straße prachtvoll blühen und als Symbol für das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnern.
Die Friedensaktion war einer von vielen Programmpunkten, die die Ortsgruppe der Naturfreunde Kaufungen am vergangenen Wochenende auf die Beine gestellt hatte. Gestartet war das Naturfreundewochenende mit einer Exkursion zum Bergpark Wilhelmshöhe und einem Sommerfest mit Live-Musik in der Alten Reithalle. Die offizielle Eröffnung fand dann am Sonntagvormittag statt. „Wir freuen uns, dass Naturfreunde aus ganz Hessen hier nach Kaufungen gekommen sind, um den Naturfreundetag mit uns zu feiern“, begrüßte die Erste Vorsitzende der Ortsgruppe Kaufungen, Claudia Reinhart-Nuß, die Besucher. Das Programm sei nicht nur auf den Naturschutz abgestimmt, man wolle auch politische und gesellschaftliche Themen in den Fokus rücken. Dieses Vorhaben lobte Jürgen Lamprecht, Landesvorsitzender der Naturfreunde Hessen: „Wir sind nicht nur ein Wanderverein, wir treiben nicht nur Sport. Wir Naturfreunde mischen uns ein in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, wir beziehen immer auch öffentliche Positionen und stellen Forderungen für eine sozial gerechtere Gesellschaft, gegen Krieg, Unterdrückung und Ausgrenzung von Minderheiten.“
Neben dem Anlegen des Klatschmohnfeldes wurden weitere Exkursionen angeboten, u.a. ein historisch geführter Rundgang durch Kaufungen und ein Spaziergang mit Förster Carl Hellmold durch den Stiftswald auf der möglichen A44-Trasse. Mit einer politischen Diskussionsrunde zum Thema Frieden, Friedensbewegung und Friedenspfad – auf dem Podium saßen Landtagsabgeordneter Timon Gremmels, Rolf Weckek vom Friedensforum Kassel, Bürgermeister Arnim Roß und Landesvorsitzender Jürgen Lamprecht - endete der Hessische Naturfreundetag in Kaufungen.