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Nachhaltige Mobilitätsmöglichkeiten und Investitionen in Verkehrswende waren Thema beim Bürgerabend zum Haushalt 2024

Die Kaufungerinnen und Kaufunger haben offenbar reges Interesse an nachhaltigen Mobilitätsangeboten in ihrer Gemeinde: Viele waren am ersten Dienstag im Dezember der Einladung zum Bürgerhaushalt in die Aula der Integrierten Gesamtschule gefolgt, um sich über das diesjährige Thema „Nachhaltige Mobilität in Kaufungen“ zu informieren.  Seit 2010 können Bürger der Lossetalgemeinde die Entwicklung ihrer Gemeinde nicht nur bei Wahlen mitbestimmen, sondern auch bei Bürgerbeteiligungsabenden wie diesem. Daher hatte der Gemeindevorstand dazu aufgerufen, sich ein eigenes Bild von der Finanzlage und den Zukunftsplänen der Lossetalgemeinde zu machen.

„In diesem Jahr haben wir das Thema Nachhaltige Mobilität in den Fokus gerückt und wollen aufzeigen, welche Möglichkeiten es in Kaufungen gibt, ohne eigenes Auto mobil zu sein“, begrüßte Bürgermeister Arnim Roß das Publikum, „außerdem möchten wir über unsere geplanten Investitionen in die Verkehrswende informieren und mit Ihnen ins Gespräch kommen.“

Mit der Frage nach den Herausforderungen und Lösungsansätzen für Mobilität in ländlichen Räumen beschäftigte sich Dr.-Ing. Melanie Herget von der Universität Kassel, Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme, in ihrem Impulsvortrag. Sie betonte, dass für eine lokale Verkehrswende nicht nur ein schneller und einfach nutzbarer Öffentlicher Personennahverkehr nötig sei, sondern auch ergänzende flexible Zubringermöglichkeiten, die von der gesamten Bevölkerung getragen werden. Als Beispiele nannte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin neben CarSharing- und BikeSharing-Angeboten auch den Ausbau eines sicheren Radwegenetzes sowie alternative Möglichkeiten in Form von Lieferdienstmöglichkeiten der Nahversorger oder mobilen Freizeitangeboten. „Die Umsetzung der Verkehrswende ist vielschichtig und bedarf einer großen strukturellen Veränderung auf allen Ebenen“, so Dr.-Ing. Herget, „aber: es ist machbar!“

Wie machbar erste Schritte in Richtung Verkehrswende sind, zeigen bereits diverse Mobilitätsprojekte in Kaufungen, die sich an diesem Abend mit Informationsständen präsentierten. Doch zunächst trat Katharina Reinhold zum ersten Mal vor Kaufunger Publikum: Sie ist seit November Koordinatorin für Bürgerbeteiligungsprozesse in der Lossetalgemeinde und moderierte, nach Vorstellung ihrer eigenen Person, kurzweilig durch den Abend. Die 47-Jährige animierte die Gäste zu einem Rundgang durch die Aula. Hier hatten verschiedene Akteure aus Kaufungen und der Umgebung Präsentationsstände aufgebaut, die nachhaltige Mobilitätsformen, wie E-Ladesäulen, CarSharing, Lastenradverleih oder Mitfahrbänken zeigten.

Einen echten Hingucker hatte die Immobilienfirma BaVeMa mit dem E-Bike „Citkar“ im Gepäck, das vom firmeneigenen Hausmeisterservice umweltschonend auf Kaufungens Straßen gefahren wird. Auch Spurwechsel e.V. brachte besondere Mobilitätsalternativen mit: So bietet die Fahrzeugflotte von KLARA den berühmten Puzzlestein der Alltagsmobilität und ist aus Kaufungens Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Die zahlreichen, teils auch bundesweiten Prämierungen belegen: Die Lossetalgemeinde hat mit dem Lastenradverleihsystem Maßstäbe gesetzt und ein Pilotprojekt ins Rollen gebracht, das aufgrund der Vielzahl an ausleihbaren Rädern im Verhältnis zur Größe des Ortes einmalig ist in Hessen. „Durch die hohe Lastenraddichte erreichen fast alle Kaufungerinnen und Kaufunger innerhalb von fünf bis acht Gehminuten ein Lastenrad“, erzählte Thomas Neuroth vom Verein Spurwechsel. Aber auch andere Mobilitätsangebote, wie CarSharing oder Mitfahrbänke waren Thema.

Über Lieferdienstmöglichkeiten, fahrradfreundliche und nachhaltigkeitsfördernde Arbeitgeber sowie Lademöglichkeiten für Elektroautos informierten die Stände vom Verkehrs- und Gewerbeverein Kaufungen, der Firma SMA und der Energiegenossenschaft Kaufunger Wald. Ein nachhaltiges und mehrgenerationsfreundliches Wohnprojekt am Alten Festplatz, das durch die Mitglieder der Genossenschaft „Gemeinschaftlich Wohnen in Kaufungen“ bezogen wird, zog ebenfalls das Interesse auf sich. 

Am Stand des Kaufunger Klimaschutzmanagements wurde noch einmal deutlich, dass eine lokale Verkehrswende in der Lossetalgemeinde machbar ist: Denn schon heute werden 55 Prozent aller innerörtlichen Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. Mit einem Rahmenkonzept zur Verkehrsentwicklung, einem Parkraum – sowie einem Fuß- und Radverkehrskonzept, ergänzt durch das Klimaschutzkonzept hat Kaufungen bereits vor einigen Jahren den Startschuss zur lokalen Verkehrswende gegeben.

Einen Überblick über die konkreten Investitionen und Aufwendungen in punkto Klimaschutz und Verkehr für 2024 gab Bürgermeister Arnim Roß zum Abschluss des Bürgerabends. Er beschrieb die besonderen Rahmenbedingungen für den Haushalt 2024, die nicht zuletzt infolge der weltwirtschaftlichen Entwicklungen und der Rezession in Deutschland durch deutlich steigende Kosten gekennzeichnet sind. Das erfordert einen straffen Sparkurs bei den laufenden Ausgaben. Konkret wird dies bei der Einbringung des Haushalts am 01. Februar 2024 dargestellt und ausgeführt. Der Verwaltungschef schilderte die wesentlichen Aufwendungen im Bereich Verkehr in 2024. So fließen 276.000 Euro in die Straßenunterhaltung und den Betrieb der Straßenlaternen. Mit 521.000 Euro bezuschusst Kaufungen den ÖPNV, 20.000 Euro sind für den Betrieb des Lastenradverleihsystems KLARA vorgesehen und mit 1.410.000 Euro setzt die Lossetalgemeinde ihre Maßnahmen aus den Verkehrsentwicklungskonzepten um und erneuert ihre Gemeindestraßen.

Zwischen den Programmpunkten hatte das Publikum immer wieder die Gelegenheit Fragen zu stellen, Kritiken zu geben und Anregungen zu vermitteln. Wenn auch Sie Ideen oder Vorschläge zum Haushaltsplan haben, dann besteht die Möglichkeit, diese über das Vorschlagsformular unter   https://www.kaufungen.eu/Rathaus-Politik/Buerger-Innenbeteiligung-und-Gemeindeentwicklung/Buerger-Innenhaushalt oder per Anruf bei der Gemeindeverwaltung einzureichen. Eingegangene Vorschläge werden in den Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses im Rahmen der Haushaltsberatungen vorgestellt und beraten.


13.12.2023