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25.03.2024

Großes Interesse an Informationsveranstaltung zur Nahwärmeversorgung im Altdorf Oberkaufungen

Eine zukunftsfähige, bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung wird in Zeiten voranschreitender Klimaveränderungen und unsicherer Entwicklungen auf dem Energiemarkt stark an Bedeutung gewinnen. Bestehende Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen sollen überwunden werden und die Umstellung der Heizungsanlagen auf erneuerbare Energien in unseren Wohnungen und der gesamten Gebäudelandschaft muss gelingen. So sind auch zunehmend Städte und Gemeinden gefragt, eine zukunftsorientierte Wärmeplanung in ihren Kommunen zu betreiben. In Kaufungen beschäftigt man sich bereits seit Mitte 2021 mit Vorplanungen für den Bau eines Nahwärmenetzes im Gebiet des Altdorfes von Oberkaufungen. Ende des vergangenen Jahres gab die Gemeindevertretung den Startschuss zu einer Machbarkeitsstudie, deren Durchführung im Dezember 2023 begann. Untersucht wird, ob in einem erweiterten Bereich des Altdorfes Kaufungen zentrale leitungsgebundene Nahwärmebereitstellung technisch und wirtschaftlich umsetzbar wäre. Ob und wie viel von dem vielfältigen, engstehenden und oft historischen Gebäudebestand so zukünftig versorgt werden könnte, darauf soll diese Studie konkrete Antworten geben.  Rund 100 Bürgerinnen und Bürger sind einer Einladung des Gemeindevorstandes zu einer von Klimaschutzmanager Timo Kuhrau organisierten Informationsveranstaltung im Bürgerhaus gefolgt.

Bürgermeister Arnim Roß erinnerte in seiner Begrüßungsrede an die Gasmangellage im vorletzten Winter und an die damit verbundene Unsicherheit, die nach wie vor bestehe: „Wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass wir auf diesem Sektor unabhängiger werden müssen und schauen nun in dieser Planungsphase, welche Möglichkeiten und Bereiche wir als Gemeinde identifizieren können, wo man mit klimafreundlich erzeugter Nahwärme versorgen kann.“ Die enge Bebauung im Altdorf Oberkaufungen setze individuellen Heizungslösungen wie der Wärmepumpentechnik hier Grenzen. Gleichzeitig gibt es hier aber Großabnehmer für Heizwärme. Dazu zählen die Ernst-Abbe-Schule, eine gemeindliche Kindertagesstätte und mehrere Gebäude des Ritterschaftlichen Stifts sowie der Evangelischen Kirchengemeinde. Die mit Großabnehmern für Heizwärme durchmischte Wohngebäudekulisse, die zudem  mehrheitlich in einem ausgewiesenen Fördergebiet liegt, macht die Betrachtung von Nahwärme für dieses Gebiet besonders interessant.

Klimaschutzmanager Timo Kuhrau führte die Anwesenden zunächst durch die Anfänge der Projektentstehung und berichtete ausführlich zum Stand des Vorhabens: „Mit Gemeindewerk, Energieagentur im Landkreis und Energiegenossenschaft KaufungerWald ist ein gemischter Unterstützerkreis in Kaufungen vorhanden und mit dem Ritterschaftlichen Stift, der Evangelischen Kirchengemeinde und dem Landkreis Kassel als institutionelle Eigentümer der großen Gebäude und Verbraucher von  Heizwärme im Altdorf wurde eine strategische Interessenpartnerschaft für das Nahwärmevorhaben eingegangen.“

Hauptreferenten an diesem Infoabend waren die Fachleute, die im Auftrag der Gemeinde die Machbarkeitsstudie durchführen. Oliver Steyer und Thomas Bakowies stellten für ihre Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus dem Architekturbüro Steyer und dem Ingenieurbüro für Versorgungstechnik Bakowies zunächst bereits umgesetzte Projekte vor und zeigten diverse Möglichkeiten zukunftsfähiger Wärmeerzeugung und Heizungstechnik auf. Für eine Wärmeerzeugung in einem Biomasseheizwerk im Untersuchungsgebiet sprächen mehrere Punkte: Neben der Eignung der engen Bebauung für eine kollektive Wärmeerzeugung sei für eine solche Variante auch ausreichend geeigneter Brennstoff (Landschaftspflegeholz, Holzhackschnitzel, Holzpellets) regional vorhanden. Somit bestehe sogar eine Chance für mehr regionale Wertschöpfung. Die Referenten erklärten anschaulich den technischen Ablauf in einem Biomasseheizkraftwerk, machten auf notwendige Tiefbauarbeiten aufmerksam (Wärmeverteilung über Rohre in Straßen und auf Grundstücken) und beantworteten Fragen des Publikums, die zum Bau, Betrieb und Kosten von Hausanschlüssen und Übergabestationen aufkamen. Es gab natürlich auch Nachfragen zur zeitlichen Perspektive für einen tatsächlichen Bau eines Nahwärmenetzes sowie zu möglichen Kosten und zu entstehenden Emissionen eines Biomasseheizwerks. Mit dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie sei voraussichtlich im Herbst 2024 zu rechnen, so Timo Kuhrau. Falls das Ergebnis positiv ausfällt und der Bau einer technisch und wirtschaftlich machbaren Variante direkt anschließend von der Gemeinde beschlossen wird, so könne bei optimalem Verlauf die Nahwärmeversorgung frühestens in der Heizperiode 2026/2027 ans Netz gehen. Wahrscheinlich wäre aber eher mit einem späteren Betriebsbeginn ab der Heizperiode 2027/2028 zu rechnen: „Grundlage für die konkrete und solide Planung ist der Fragebogen, der kürzlich schon an die Hausbesitzer im Untersuchungsgebiet verteilt wurde und der auf der Internetseite der Gemeinde zeitnah bereitgestellt werden soll. Auf Ihre freiwillig zur Verfügung gestellten Daten (zu Ihrer Heizung und dem Wärmebedarf für Ihr Gebäude oder ihre Wohnung) werden die von uns beauftragten Ingenieure angewiesen sein, um solide Aussagen treffen zu können.“ Die Referenten wiesen darauf hin, dass bei diesem Projekt stets eine wirtschaftliche Lösung für den Kunden gegeben sein muss und dass die Gemeinde, die ja auch als Wärmeabnehmer mit im Boot sei, ein Eigeninteresse an möglichst niedrigen Wärmekosten habe. Wichtig sei der Austausch untereinander und die Beteiligung am weiteren Projektprozess, dies sei die Voraussetzung dafür, ob vielleicht in wenigen Jahren im Altdorfbereich zukunftsfeste klimafreundlich erzeugte Nahwärme als Alternative zu der bisher überwiegend aus fossiler Erzeugung stammender Heizwärme zur Verfügung stehen kann.

Bürgermeister Arnim Roß setzte den Schlusspunkt unter einen informativen und spannenden Abend: „Bei einer Auftaktveranstaltung können nicht abschließend alle Fragen geklärt werden, weitere Informationsabende werden folgen und wir hoffen, dass wir die Planungen umsetzen und für viele Kaufunger ein Angebot für eine nachhaltige Wärmeversorgung schaffen können.“