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27.03.2012

80 Jahre NABU


80 Jahre NABU Kaufungen-Lohfelden – 80 Jahre Einsatz für Naturschutz


Ihre Arbeit und ihr Einsatz sind ehrenamtlich, außerordentlich wichtig und nachhaltig. Die Frauen und Männer der NABU-Gruppe Kaufungen-Lohfelden können stolz sein auf das, was sie seit nunmehr 80 Jahren leisten. Am vergangenen Samstag feierten sie in der Haferbachhalle in Niederkaufungen ihr 80-jähriges Bestehen.
Seit 1986 ist Manfred Henkel Vorsitzender der NABU-Gruppe Kaufungen-Lohfelden (incl. Helsa), doch sehr viel länger bereits ist er aktiv bei NABU und hat vielen Projekten auch seinen Stempel aufgedrückt.
Überhaupt gehört die NABU-Gruppe Kaufungen-Lohfelden nicht nur zu den mit 275 Mitgliedern mitgliederstärkeren im Kasseler Land, sondern auch zu den aktivsten. Und dies ist schon so seit der Gründung 1932 durch Curt und Bertha Hartmann. Beide waren aktive Vogelschützer und unterhielten von 1932 bis 1952 sogar eine Vogelpflegestation in Oberkaufungen.
Eine Auflistung der Aktivitäten der heutigen Mitglieder ist beeindruckend. Während einer Führung durch die Ausstellung, die anlässlich des Festaktes in der Haferbachhalle aufgebaut worden war, erzählte Manfred Henkel nicht nur über die Betreuungsgebiete der Gruppe und weitere Einsatzorte, sondern zeichnete auch ein lebendiges Bild der Flora und Fauna, die sich dort seitdem angesiedelt hat. Man merkt ihm die Freude für diese Arbeit an, wenn er berichtet, dass sich im neuen Bachbett der Losse mittlerweile wieder Flussregenpfeifer angesiedelt haben, die im letzten Jahr sogar Junge aufgezogen haben, oder über die Eisvögel am Eisvogelteich beim Steinertsee, den der NABU vor einigen Jahren von den Anglern übernommen hat, oder über die Neuanlage des Vollmarshäuser Teiches bei Lohfelden, oder die Jugendarbeit mit den „Kleinen Füchsen“, die am gleichen Tag auch an der Aktion „Sauberes Hessen“ teilgenommen hatten, oder die Öffentlichkeitsarbeit mit der regelmäßigen Teilnahme beispielsweise an den Dorftagen, und, und, und …! Fast 700 reine Arbeitsstunden haben die Freiwilligen im letzten Jahr für den Natur- und Artenschutz rund um Kaufungen und Lohfelden aufgewendet, ohne Planungen und Organisation, wie Manfred Henkel betont. Dankbar seien sie auch für die unentgeltliche große Hilfe der Firma Faßhold aus Kaufungen, die den Naturschützern bei ihren Projekten mit Großgeräten immer wieder helfen würden.
Viel Lob erhielten daher auch zu Recht die Mitglieder dieser Gruppe und ihr Vorsitzender Manfred Henkel, der nach Bertha Hartmann, Helmut Bruske und Hans Spindler erst der 4. Vorsitzende ist, von den Laudatoren und Rednern des Abends.
Nach der kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden selbst, ergriff Bürgermeister Arnim Roß das Wort. Auch er lobte die wichtige Arbeit dieser Gruppe mit all ihren Projekten. „Sie machen das, was wir eigentlich alle machen müssten, nämlich dafür sorgen, dass wir unseren Kindern eine intakte und schöne Natur hinterlassen“, erklärte er. Es sei daher wichtig, führte er weiter aus, dass es Organisationen gäbe mit Menschen, die sich um den Erhalt unserer Umwelt kümmerten, um den Natur- und Artenschutz, und die uns die Augen öffneten für die Schönheit, die uns umgibt. Als Dank für die Arbeit überreichte er dem Vorsitzenden eine Spende.
Lothar Nitsche von der Nordhessischen Gesellschaft für Naturkunde und Naturwissenschaften e.V. kannte das Gründerehepaar Curt und Bertha Hartmann noch persönlich, wie er erzählte und er frage sich, warum gerade diese Gruppe so herausragende Arbeit leiste? Einen Grund dafür sieht er in der besonders großen Artenvielfalt einer Niederung. Manfred Henkel wünschte er eine „große Frusttoleranz“ und dass er die Grenze der Leistungsfähigkeit erkennen möge.
Ungewöhnliche Worte fand Hans-Bernd Schmidt vom Kreisverband des NABU. Lachend meinte er, dass viele heute Abend gelobt hätten, und er fragte, an Manfred Henkel gewandt: „Warum machst du alles falsch und hast noch nicht erreicht, dass wir überflüssig sind?“
Höhepunkt des Abends war ganz sicherlich der Vortrag von Wolfram Brauneis aus Eschwege. Der engagierte Ornithologe aus dem Werra-Meißner-Kreis, seit Jahren u.a. Kreisbeauftragter der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, erzählte in seinem lebendigen und spannenden Vortrag, von Dias unterstützt, über das (fast) Aussterben und die Wiederansiedlung von Weißstörchen, Uhus und Wanderfalken in Hessen.
Seit 100 Jahren, so wusste er zu berichten, sei die Zahl der Störche kontinuierlich zurückgegangen. Vor einigen Jahren habe eine gezielte Auswilderung in der Werraaue begonnen: „Wir haben ihnen nicht nur ihr Haus gebaut, sondern auch den Tisch gedeckt!“, mit dem Erfolg, dass es heute in Hessen wieder rund 200 Paare gibt.
Noch schlechter erging es dem Uhu. 1910 war er in Hessen gänzlich ausgestorben. Als Nachtvogel sei er bereits seit dem Mittelalter verfolgt worden. Nachwuchs aus Zoos sei in Volieren gezogen und dann ebenfalls wieder ausgewildert worden. 1977 brütete das erste Paar in Limburg, heute sind es an die 1000 Paare, die wieder in Hessen heimisch geworden sind.
Besonders dramatisch ist die Geschichte des Wanderfalken, an dessen Aussterben 1972 weniger der Mensch als das Pflanzenschutzmittel DTT schuld sei. Die Nachzucht sei bei diesem Greifvogel besonders schwierig gewesen, sei sie doch nur über künstliche Befruchtung möglich gewesen. Langwierig und aufwändig habe sich diese Auswilderung seit 1978 gestaltet, bei der u.a. auch Manfred Henkel mitgewirkt hat. Ganze Nächte haben die freiwilligen Vogelschützer in der Natur verbracht, um die künstlich an steilen Felswänden angebrachten Nisthilfen zu beobachten und die Jungvögel zu füttern, bevor sie in die Freiheit entlassen wurden. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Bereits 1993 gab es wieder 17 Paare in Hessen. Mittlerweile suchen sich die Vögel auch außergewöhnliche Brutplätze, wie unter ICE-Brücken oder im Commerzbanktower in Frankfurt. Der Wanderfalke, so sein positives Fazit, steht in Europa wieder auf guten Füßen.
Im Anschluss an den Vortrag von Wolfram Brauneis nahmen Manfred Henkel und Dieter Werner Ehrungen für verdiente Mitglieder vor:
Für die Betreuung der „Kleinen Füchse“ wurde Vivien Lange mit der NABU-Ehrennadel ausgezeichnet, für 30-jährige Mitgliedschaft Peter Vesely mit der Treuenadel und für 20 Jahre Martin Lange.
Zum Abschluss des Abends zeigte Peter Vesely eine Präsentation über die Nasse Wiese bei Lohfelden, wo die Kaufunger Gruppe 2003 den Vollmarshäuser Teich wieder angelegt hatte und nunmehr betreut.