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28.01.2014

Bernd Gieseking in Kaufungen

Bernd Gieseking - „Ab dafür“, die Zwanzigste ...

Seit zwei Jahrzehnten ist er mittlerweile unterwegs mit seinem satirischen Jahresrückblick und - ein doppeltes Jubiläum. Bernd Gieseking gastierte mit seinem neuen Programm nun schon zum 15. Mal im Saal des Kaufunger Bürgerhauses. Zahlreiche Besucher freuten sich darauf, zusammen mit dem ostwestfälischen Kabarettisten eine rasante Reise durch das abgelaufene Kalenderjahr zu unternehmen. Und 2013 gab ja auch viel her an Affären, Kuriosem und Absurditäten! Der Kabarettist erschien mit einem schelmischen Grinsen, stellte zwei alte Parteischilder mit den Aufschriften „CDU“ und „Die Grünen“ an den Bühnenrand und eröffnete seinen Rückblick mit den politischen Geschehnissen, mit denen das Jahr endete. Keiner wurde da von ihm verschont: Putin, der Gefangene frei lässt, Merkel, die nun „wie Kohl, Adenauer und Reinhold Messner“ zum dritten Mal an der Spitze steht, Ursula von der Leyen: „Das Röschen war in Afghanistan, da zittert jetzt der Taliban!“ sowie Sigmar Gabriel, „ein ganz dicker Brocken in der Politik“. Für Heiterkeit im Publikum sorgte ebenfalls ein Telefonat mit  Giesekings mittlerweile wohl vertrautem Gesprächspartner, Joachim Sauer (von`s Angela). Der Kanzlergatte kommentierte - natürlich in Abwesenheit von „Mutti“ - das Wahlgeschehen: „Es gab keine Inhalte, wir hatten nur Mutti“ und beschwerte sich bei seinem Vertrauten: „Alles bleibt an mir hängen, sogar das Ende der FDP!“.

Anschließend bewertete Bernd Gieseking mit einem Seitenhieb auf den Versandriesen „Amazon“  die Diskussion um den kommerziellen Drohneneinsatz als „gelungenes Beispiel für Guerilla-Marketing“ und rezitierte dazu sein Gedicht „Sag mir, wo die Drohnen wohnen“.

In atemberaubendem Tempo wechselte er die Themen und brachte den amüsierten Zuschauern den ganz alltäglichen Wahnsinn unserer Zeit noch einmal in Erinnerung. Auch Merkel`s Bemerkung zum „Neuland Internet“ durfte da natürlich nicht fehlen.

Insgesamt sei das 2013 aber das Jahr der Trennungen gewesen: die van der Vaarts, Annette Schavan (von Titel und Amt), Rösler, die Wulffs, Gerard Depardieu, die FDP (als Ganzes), Wowereit (ohne Flughafen) - scharfzüngig wurden sie alle in einem Atemzug genannt. Schließlich philosophierte Gieseking über die Fragen: „Was sind wir für ein Volk? Auf was sind wir stolz? Und er fand für sich die Antwort - im REWE Sticker-Sammelalbum „Unser Deutschland“. Mit seiner umständlichen Beschreibung, Bilderteile umzukleben, hatte er die Lacher auf seiner Seite und führte dem Publikum dabei gleichzeitig grotesk vor Augen, was - im Gegensatz zum Beispiel zur Flüchtlingsfrage - scheinbar wirklich wichtig sei in unserer Gesellschaft.

Im zweiten Teil seines Programms ließ Bernd Gieseking, der auch Moderator und Autor von Kinderhörspielen und Theaterstücken ist, noch einmal die Kanzlerin direkt zu Worte kommen - mit ihrer Wahlkampfstrategie: „Wer nichts verspricht, kann vieles halten!“. Gedanken machte sich der Kabarettist schließlich über die im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Ergebnisse der Volkszählung 2011: „Wir sind 1,5 Millionen weniger!“ Wo sind diese Deutschen hin? Es sind genau die fehlenden Stimmen der FDP bei der Bundestagswahl! Sind sie etwa in verspäteten Zügen immer noch unterwegs?

Giesekings satirischer Rückblick ist inzwischen längst eine jährliche Institution, er formuliert das „große Ganze“ mit Witz und seinen eigenen süffisanten Sichtweisen. Das Kaufunger Publikum fesselte er mit seinem Programm gut zwei Stunden lang und die Zuschauer bedankten sich mit langanhaltendem Applaus. Auch 2014 wird sicher genügend Berichtenswertes bieten, die Fans sind sich sicher: „Man sieht sich wieder im nächsten Januar“.