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26.11.2013

Konstantin Wecker in Kaufungen

„Nur der Augenblick ist immer“ - Konstantin Wecker in Kaufungen

Worte und Lieder „zwischen Wut und Zärtlichkeit“ begeisterten in der vergangenen Woche rund 450 Konzertbesucher im ausverkauften Saal des Bürgerhauses. Wieder einmal besuchte Konstantin Wecker Kaufungen und seine Anhänger blieben ihm auch diesmal treu. Gleich zu Beginn seines Konzertes hielt der Liedermacher eine berührende Ansprache an seinen engen Freund Dieter Hildebrandt, der am Vortag im Alter von 86 Jahren verstarb: „Wir versprechen dir, wir folgen weiter deinen Spuren, wir treten weiter auf die Zehen und träumen weiter - deinen Traum vom Verstand.“ In den folgenden zweieinhalb Stunden präsentierte der Münchner Künstler zusammen mit seinen herausragenden Musikern neben seinem aktuellen Konzertprogramm auch altbekannte Stücke aus den Neunzigern und Siebzigern. „Damals wurden meine Lieder noch im Rundfunk gespielt und zwar vormittags“, meinte der Bayer mit einem verschmitzten Blick, „ein Radiomoderator bezeichnete sie als ´Lieder, die die Hausfrau beim Bügeln stören`“. Mal lustig und beschwingt, mal zynisch und ernsthaft und immer sehr emotional - auch Ausflüge in die Literatur kamen nicht zu kurz: Konstantin Wecker rezitierte Gedichte von Bertold Brecht, Erich Kästner und Rainer Maria Rilke. Leise Töne mit bewegenden Momenten zum Beispiel bei „Weil ich dich liebe“ wechselten sich auf eindrucksvolle Weise ab mit lauten Paukenschlägen (großartig: Jens Fischer am Schlagzeug) und politischen Texten, die aufrütteln und nachdenklich stimmen sollen („Sage Nein!“). Mit Jo Barnikel, seinem musikalischen Lebensgefährten seit über 20 Jahren, hielt er Blickkontakt, fröhlich lachend spielten sie zusammen „Leben im Leben“: „Ich sing für alle, die mit mir noch auf der Suche sind...“. Zwischendurch gab Wecker immer wieder Einblicke in Jahrzehnte gelebter Lebenserfahrung - dieser sympathische und ehrliche Künstler, dem man pralles Leben abspürt: „Und mich führ’n auf meiner Reise zum Verstehen viele Gleise. Zwischen Zärtlichkeit und Wut fasse ich zum Leben Mut - tut das Leben richtig gut.“ Konstantin Wecker macht den Menschen Mut: sich zu empören und aufzubegehren. Gleichzeitig fühlt man sich beim Zuhören seiner Lieder tief bewegt und angerührt. Dieter Hildebrandt, sein alter Freund und Weggefährte, hat es einmal auf den Punkt gebracht: „Was hat er denn, der Konstantin? - Er hat`s eben. Er betritt einen Raum, und es ist jemand da.“

Am Ende dieses besonderen Konzertabends erhoben sich die Besucher applaudierend und jubelnd von ihren Plätzen und forderten etliche Zugaben, bevor der Liedermacher sich mit einem bezaubernden „Buonanotte Fiorellino“ verabschiedete.